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das portraitRalph Saxes ehrlicher Abgang

Von außen denken alle: Da läuft was schief, er ist unglücklich und wirft hin. Aber eher ist es bei Ralph Saxe umgekehrt. Sein Amt neben Alexandra Werwath in der Doppelspitze des Bremer Grünen-Landesverbands gibt er ab, weil es ihm persönlich schlecht geht. „Das hat nullkommanull politische Gründe“, sagt er am Dienstag der taz.

Fünf Jahre war Saxe Sprecher des Landesvorstands (LaVo) gewesen, mit wechselnden PartnerInnen und wachsenden Mitgliederzahlen. Dass sich die Partei 2018 in eine Krise manövriert hat, lässt sich partiell als Folge von Saxes Formtief deuten. Denn dem geht es schon länger mies. Der 59-Jährige, der irgendwann mal Sozialpädagogik studiert, aber statt im einschlägigen Bereich zu arbeiten seinen Semesterferienjob im Weinhandel erfolgreich verstetigt hat – längst hat er den Laden übernommen – hat Familienstress: „Durch eine anstehende Scheidung ist für mich enormer zusätzlicher Druck entstanden“ erklärt er. Offener, ehrlicher geht’s kaum. Seine vier Kinder bräuchten „empathische Zuwendung“ und vieles sei „sorgfältig und achtsam zu ordnen“.

Achtsam zu ordnen ist auch die Partei: Der LaVo, im Herbst von der Mitgliederversammlung mit einer wahrnehmbareren Führungsrolle beauftragt, versuchte die wahrzunehmen – und hatte sich für die Bürgerschaftswahl 2019 was ausgedacht. Aber nicht mal bei den Grünen Movern & Shakern hatte man für die Idee geworben, mit drei Frauen vorn und Bürgermeisterin Karoline Linnert auf Platz eins anzutreten. Und bei ihrer Präsentation wusste der Vorstand wenig mehr als ihre Namen zu sagen – hinter Linnert sollen Fraktions-Chefin Maike Schaefer und Sozialsenatorin Anja Stahmann stehen – und dass sie „starke Frauen“ seien. Momentan soll eine Urwahl die gescheiterte Kommunikation flicken (taz berichtete).

Solche Anfängerfehler macht nach fünf Amtsjahren normal keiner mehr. Beim Klimaschutz, dem Streit für die Verkehrswende und beim antikolonialen Engagement unterlaufen sie Saxe nicht – bei seinen Herzensthemen. Machtpolitik zählt nicht dazu. Benno Schirrmeister

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