das portrait: Chantal Bausch ist die Botschafterin der operierten Herzen
Wenn Chantal Bausch im Tor steht, sieht man ihr nicht an, was sie von ihren Mitspielerinnen unterscheidet. Seit sie fünf Jahre alt ist, spielt Bausch Hockey – und das sehr erfolgreich. Mit der Ersten Damenmannschaft tritt die 25-Jährige in der Regionalliga an und trainiert im Club zur Vahr auch Tennis und Golf. Sport ist ihr Leben. Aber eine Zeit lang war nicht klar, ob das so bleibt: Als Bausch 12 Jahre alt war, bekam sie ein neues Herz. „Ich habe immer Sport gemacht und dann konnte ich nicht mal mehr Treppen laufen, ohne keine Luft zu bekommen“, sagt sie. Die Herztransplantation war der einzige Weg, ihr Leben zu retten.
Bausch sieht es als ihre Aufgabe, auf das Thema Organspende aufmerksam zu machen. Seit 2016 ist sie Botschafterin des internationalen Verbands von transplantierten Sportlern. Auf „ihrer“ Herzstation in Berlin, auf der sie damals auf ein Spenderherz wartete, besucht Bausch Kinder, die dasselbe durchmachen müssen wie sie. Mehr als ein halbes Jahr hat sie damals im Krankenhaus verbracht. „Es war als Kind total ätzend und langweilig, da herumzuliegen“, sagt sie. Wie ernst ihre Situation war, hat sie erst später realisiert. Bausch redet und lacht viel, aber die Geschichte ihrer Transplantation hat sie immer im Kopf. „Besonders nah geht es mir, wenn ich mitbekomme, wie schlecht es anderen geht.“ Bausch kennt viele Transplantierte. „Wenn ich dazu beitragen kann, dass nur ein Mensch durch eine Organspende gerettet werden kann, dann hat es sich schon gelohnt“, sagt sie.
Zweimal am Tag muss sie Tabletten nehmen und alle drei Wochen zur Blutentnahme. „Mein Herz braucht ein bisschen länger, um auf Touren zu kommen.“ Sonst ist sie nicht eingeschränkt. Bei den Meisterschaften der Transplantierten tritt Bausch im Tennis und im Hockey an. Die Wettkämpfe sind für sie etwas ganz Besonderes. „Ich hatte erst Angst, dass das eher eine Selbsthilfegruppe ist. Aber im Gegenteil: Die sind alle so unfassbar positiv“, sagt sie. Seit Sonntag ist Bausch bei den World Transplant Wintergames in der Schweiz – diesmal auf Skiern unterwegs. Milena Pieper
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