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das portraitWill ganz nach oben: der neue Chef von Les Républicains, Laurent Wauquiez

Um für die Öffentlichkeit zu existieren, muss ein Politiker sichtbar und hörbar werden. Diplome aller Pariser Eliteschulen und Beziehungen in der Politik und Wirtschaft sind nützlich, reichen aber allein längst nicht (mehr), um eine Hauptrolle zu spielen.

Das hat Laurent Wauquiez sehr schnell begriffen. Als er während der von 2007 bis 2012 dauernden Präsidentschaft seines Mentors Nicolas Sarkozy mit erst 32 Jahren zum Staatssekretär für Arbeit ernannt wurde, wollte er kein unauffälliges Regierungsmitglied bleiben. Er zog sich einen knallroten Anorak an und fiel dem Fernsehpublikum schon bald auf.

Drei Jahre zuvor war er mit 29 Jahren als damals jüngster Abgeordnete in die Nationalversammlung gewählt worden. Seit Januar 2016 ist er Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes, nachdem er dort für Les Republicains ins Regionalparlament gewählt wurde. Und jetzt, im Alter von 42 Jahren, hat er einen weiteren Schritt auf der Karriereleiter geschafft: Am Sonntag kürten ihn die Républicains zu ihrem Vorsitzenden.

Wauquiez ergriff die günstige Gelegenheit, denn niemand in der bisherigen Führung dieser konservativen Partei hatte Lust, in der – nach Wahlniederlagen geschwächten – Organisation das Erbe von Nicolas Sarkozy anzutreten.

Rot war stets nur der Anorak, politisch stand Wauquiez immer rechts und möglichst dort, wo sich eine Aufstiegschance bot. Bereits in der Schule habe sich der sehr ehrgeizige Mitschüler Laurent gern in den Vordergrund gedrängt und sei deswegen ein bisschen „unausstehlich“ gewesen, erinnert sich im Journal du Dimanche ein ehemaliger Klassenkamerad aus der Zeit am Lycée Louis-le-Grand.

Dieses als Kaderschmiede bekannte Gymnasium in Paris war nur der Beginn der Ausbildung, die Wauquiez in den besten Eliteschulen des Landes genoss – und immer mit dem Willen, als Klassenprimus gelobt zu werden. Auch die renommierte Verwaltungshochschule ENA verließ er als Erster seines Jahrgangs. Das kontrastiert mit seiner heutigen – und etwas demagogisch klingenden – Kritik an den „privilegierten Eliten“.

Der neue Les-Républicains-Parteichef selbst kommt aus nicht gerade bescheidenen Verhältnissen: Sein Vater war Bankier und stammte aus einer nordfranzösischen Dynastie von Textil-, Leder- und Schiffbauindustriellen. Als jüngstes von vier Kindern wuchs Laurent Wauquiez mit seiner geschiedenen Mutter in einem wohlbehüteten Quartier in Paris auf. Das hindert ihn, den Vorsitzenden der Region Auvergne-Rhône-Alpes, nicht daran, gegen den in Amiens aufgewachsenen Macron zu sticheln, der angeblich die „Provinz hasst“.

Niemand bezweifelt, dass die Parteiführung für ihn nur eine Etappe auf dem Weg zu seinem letzten Ziel darstellt: anstelle von ­Macron Staatschef zu werden. Nur hat er womöglich in seiner Eile vergessen, dass es dazu auch echte Popularität braucht. Rudolf ­Balmer, Paris

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