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das portraitJohanna Huchting fragt warum und probiert aus

„Es ist das, was Kinder machen“, sagt Johanna Huchting. „Sie fragen warum und dann probieren sie es aus“. Johanna Huchting betreibt Grundlagenforschung in der Chemie, zuletzt hat sie gefragt, wie das Grippemedikament T-705 in der Behandlung effizienter gemacht werden könnte. In der biologischen und medizinischen Forschung gab es einen Hype um das Medikament, das auch bei der Ebola-Epidemie eingesetzt wurde, zugleich wurde auf Fachkonferenzen über die Unzulänglichkeit des Wirkstoffs gerätselt. Huchting fand heraus, dass dessen Moleküle sehr leicht zerbrechen – und damit nicht mehr wirksam sind. Zudem fand sie ein Analogon, das stabiler ist. Für ihre Arbeit wurde sie nun mit dem Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis ausgezeichnet.

Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert und gibt der 33-Jährigen die Chance, im Wissenschaftsbetrieb durchzuatmen und an der belgischen Uni Löwen neue Forschungstechniken kennenzulernen. Der deutsche Unibetrieb ist alles andere als gemütlich: Von den Forschenden im Mittelbau wird erwartet, dass sie ihre Stellen selbst schaffen, indem sie Forschungsgelder akquirieren – und das alle paar Jahre wieder. Und dazu sollen sie dauerpräsent sein mit Veröffentlichungen und Vorträgen und, natürlich, forschen und lehren.

Wer nicht für sein Fach brennt, tut sich das nicht an. Johanna Huchting brennt eindeutig. „Es ist eine Leidenschaft“, sagt sie, und wenn sie über ihr Fach spricht, dann vermittelt es sich auch: das Handwerkliche daran – „da gibt man Pülverchen zusammen in Kolben und lässt sie köcheln“ – das Analysieren, ob es gelungen ist, den Stoff herzustellen, den man geplant hat.

Huchting ist entschlossen, weiter zu fragen und zu forschen, bis hin zur Professur. Das tun bislang nur wenig Frauen. Bei den Promovierenden ist das Geschlechterverhältnis noch ausgewogen, danach wird der Frauenanteil merklich kleiner. Über die Gründe kann Huchting nur spekulieren: die Unplanbarkeit eines Lebens, das alle zwei, drei Jahre neu finanziert werden muss, die Auszeiten aus dem Labor, wenn man als Chemikerin schwanger wird. Friederike Gräff

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