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das portraitHelge Riepenhof guckt Sportler*innen in den Kopf

Manchmal merken Sportler*Innen kaum was, ein kurzer Schwindel, dann ist scheinbar alles wieder gut. Selbst eine leichte Gehirnerschütterung kann jedoch schwerwiegende Folgen haben. „Besonders gefährlich wird es, wenn ein Sportler eine zweite Gehirnerschütterung erleidet, bevor die erste ausgeheilt ist“, sagt Helge Riepenhof, Chefarzt für Sportmedizin und Rehabilitation am BG Klinikum Hamburg. Sogar Todesfälle seien bekannt.

Eine neue 3D-Brille soll das zukünftig verhindern. Die Idee stammt von Riepenhof, entwickelt wurde sie vom Osnabrücker Unternehmen MindQ. Die Brille ähnelt einer Virtual-Reality-Brille und ist mit Hochgeschwindigkeitskameras ausgestattet. Diese messen unter anderem die Reaktionsgeschwindigkeit der Augen. Innerhalb von 90 Sekunden kann der Arzt so feststellen, ob die Sportler*In eine Concussion, also eine Gehirnerschütterung, hat und eventuell nicht mehr weiterspielen oder den Wettkampf nicht mehr weiterführen kann.

Riepenhof betreute das deutsche Radsport-Nationalteam bei den Olympischen Spielen und war Mannschaftsarzt beim italienischen Erstligisten AS Rom. Deshalb weiß er: Die Teamärzte stehen im Profisport enorm unter Druck. Fußballspieler würden immer weiterspielen wollen. Fans und Trainer wollen das genauso, sagt Riepenhof. Die Ärzt*Innen müssten dann zum Teil unbeliebte Entscheidungen treffen. „Ich bin jemand, der gerne objektive Entscheidungen trifft“, sagt Riepenhof. „Bei Kopfverletzungen war das bisher nicht möglich.“ Die bis dato angewandten Tests seien insbesondere bei der Diagnose leichter Gehirnerschütterungen nicht zuverlässig.

Die eyeTrax-Brille bietet nun die Möglichkeit, medizinische Entscheidungen durch objektive Ergebnisse zu untermauern. Bei der Box-WM der Amateure in Hamburg testete Riepenhof die Brille. Nun werden weiter Daten von Sportler*Innen gesammelt, um diagnoserelevante Grenzwerte festlegen zu können. Im nächsten Jahr soll dann die Zulassung der eyeTrax beantragt werden. Marthe Ruddat

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