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das portraitAdrienne Friedlaender wurde überraschend Bestsellerautorin

Ihr Leben hat sich verändert. Talkshows, Interviewanfragen und Lesungen gehören seit ein paar Wochen zum Alltag von Adrienne Friedlaender. All das ist neu, und so fühlt sich die 55-jährige Journalistin ein wenig wie „Alice im Wunderland“. Denn dass ihr Buch-Erstling gleich auf Platz acht der Spiegel-Bestsellerliste katapultiert würde, damit hatte Friedländer nicht gerechnet. Darin erzählt die dreifache Mutter, wie sie zusammen mit ihren drei Söhnen zu Hause einen Flüchtling aufnahm.

Am Anfang dieses Prozesses stand eine taz-Reportage über ihr Leben mit dem damals 22-jährigen Moaaz in dem Reihenhäuschen in Hamburg-Osdorf. Und bald darauf die Erkenntnis, dass das interkulturelle Zusammenleben so bunt und vielschichtig ist, dass es viel mehr darüber zu erzählen gibt als auf eine Zeitungsseite passt. Gesagt, getan. Ein Verlag war schnell gefunden und nach ein paar anfänglichen Schreibhemmungen gelang es der vierfachen, alleinerziehenden Mutter mit Leichtigkeit und Humor die Geschichten und Anek­doten, die ihr das gemeinsame Jahr unter dem Reihenhaus-Dach beschert hat, in Worte zu fassen. Seit Kurzem nun liegt „Willkommen bei den Friedlaenders“ in den Regalen jeder gut sortierten Buchhandlung und bleibt dort nicht lange liegen. „Es scheint, dass unsere Geschichte einen Nerv trifft“, erklärt sich ­Adrienne Friedlaender der Erfolg ihres Buches und ergänzt: „Ich möchte Menschen Mut machen, unserem Beispiel zu folgen.“

Zwar hat Moaaz inzwischen zusammen mit einem Freund eine eigene Wohnung gefunden, doch der Kontakt zwischen ihm und seiner „Ziehmutter“ ist nach wie vor eng und innig. Und so begleitet Moaaz die frischgebackene Bestsellerautorin zu vielen ihrer Auftritte. Dem Buchprojekt hat er gleich zugestimmt, auch wenn es ihn nervt, immer den Stempel Flüchtling zu tragen – möchte er doch einfach nur als „junger Mann aus Syrien“ wahrgenommen werden. Marco Carini

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