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das kurzinterview

„Wałęsa glaubt immer noch an den Mythos Wałęsa“

Wann und warum ist der Mythos „Lech Wałęsa“ gescheitert?

ADAM KRZEMIŃSKI: Der Mythos ist gescheitert mit der Normalität. Schon gleich nach den Wahlen vom 4. Juli 1989, als infolge des Runden Tisches eine Koalitionsregierung der alten und der neuen Kräfte entstand – der Solidarność also und der Postkommunisten, war Wałęsa nicht dabei. Die Revolution war vorbei, und im Reformkabinett gab es keinen Platz für einen Volkstribunen. Und als Wałęsa dann als Präsident den „Krieg an der Spitze“ entfachte, war es das endgültige Ende des Verbrüderungs-Mythos „Wałęsa als ein Symbol des polnischen Volkes“. Die Intellektuellen verließen den Arbeiter wieder.

Gibt es nach den Spionagevorwürfen gegen Wałęsa – so absurd sie auch sein mögen – überhaupt noch eine politische Zukunft für Wałęsa?

Ich vermute, dass in wenigen Jahren wenig bleibt – von dem Mythos sowieso nicht. Er wird auf der politischen Bühne keine große Rolle mehr spielen. Präsident wird er wohl kaum noch einmal werden, es sei denn, ein Wunder geschähe. Sein Leben wird ziemlich zurückgezogen sein.

Ist Wałęsa also gescheitert?

Er ist in einer sehr schwierigen psychologischen Lage. Er ist relativ jung. Er ist krank, krank im Sinne von „physisch nicht so fit, wie ein Politiker in einem Alter um die 50 Jahre sein könnte“. Und Wałęsa glaubt noch immer an seinen eigenen Mythos. Ja, heute ist er als Politiker ein Gescheiterter. Und zwar gescheitert in dem Sinne, dass er die Grenzen seiner Bildung und seiner Möglichkeiten überschätzt hat.

     INTERVIEW: GABRIELE LESSER

Krzemiński ist Redakteur des Nachrichtenmagazins „Polityka“, Kommentator und Deutschlandkenner

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