das kürzel ist schon da, beigetreten wird erst: Fünf „BVSler“ wollen linke Studi-Lobby abservieren
Service ist sexy
Studenten sind wie Arbeitslose: Sie sind viele, können spät aufstehen und lange fernsehen, schaffen es aber nicht, eine gemeinsame Lobby auf die Beine zu stellen. Zwar gibt’s einen Zusammenschluss der Studentenparlamente (fzs): Der repräsentiert aber gerade mal 60 der über 300 Hochschulen und bekommt jetzt auch noch Konkurrenz. Weil ihnen der fzs zu links ist, haben christdemokratische Aktivisten einen eigenen Verband ausgerufen. Ihr „Bundesverband der Studierendenschaften“ hat noch keine Satzung – aber, so sind die „Studis“, bereits eine Abkürzung: BVS.
Und schon fühlt sich der BVS als Sprachrohr von 140.000 Studenten. So viel haben die Hochschulen in Köln, Göttingen, Duisburg, Kiel und Bremen zusammen. In deren Asten sitzen – meist für den Ring Christlich-Demokratischer Studenten – die Köpfe des BVS. Sie meinen, dass die Studenten gerade auf sie gewartet haben. „30 Unis werden sicherlich mitmachen“, sagt BVS-Sprecher Lars Kasischke aus Köln. Dann würde der BVS in die Liga des bisher konkurrenzlosen fzs (Freier Zusammenschluss von Studierendenschaften) aufrücken. Der fzs vertritt ein Drittel der 1,8 Millionen Studierenden in Deutschland. Zumindest auf dem Papier. Beiden Verbänden treten nicht die einzelnen Studenten selbst bei, sondern die Studentenparlamente der Unis. Deren Legitimation als Stimme der Studierenden ist bei Wahlbeteiligungen zwischen 10 und 20 Prozent eher schwach.
Die BVS-Gründer glauben jedoch an ein Patentrezept, um die Masse der Studenten für sich zu begeistern: Viel Service rund um Bafög und Studienberatung. Zudem will sich der BVS auf Bildungs- und Hochschulpolitik beschränken. Aktionen zur Weltbank oder Demos gegen die Expo, wie sie der linksorientierte fzs anzettelt, werde es bei ihnen nicht geben, sagt Lars Kasischke: „Dazu haben wir kein Mandat.“
Das werden die Politiker gerne hören, die Meinungsäußerungen der Studentenvertretungen gerne aufs Uni-Unmittelbare beschneiden. Auch der RCDS frohlockt: „Todesstoß für den fzs!“ Der fzs keift in Person seiner Sprecherin Kerry Sailer zurück: „Eine zweiter Verband kann nicht Sinn studentischer Interessenvertretung sein. Das macht das ganze beliebig.“ Bis zur Hochschulrektorenkonferenz, dem möglichen Verhandlungspartner beider Organisationen, ist der Streit im studentischen Lager noch gar nicht gedrungen. FIETE STEGERS
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