das ding, das kommt: Amateur-Abkühlung

Nicht, dass Bildermangel herrschen würde: Sylt weiß sich in Szene zu setzen, die vielleicht nicht immer erstklassige, aber doch unangefochtene Diva unter den deutschen Inseln. Und neben professionell dort Filmenden – neben Promi-TV also oder auch manch herzerwärmender Sonntagabend-Fiktion – trugen und tragen die Fans, ja: Liebhaber*innen der Insel das ihre bei zum Bilderschatz. Aus mehr als 300 Filmrollen, gedreht von Insulaner*innen und Besucher*innen, haben denn auch Sven Bohde und Claus Oppermann schöpfen können für ihren Sylt-Collage-Film „Mythos im Meer“. Darunter auch „Aufnahmen, die noch nie öffentlich zu sehen waren – sie zeigen die Nordseeinsel als einen Ort voller Geschichten, Bräuche und Mythen“.
„Ein ganz besonderes Projekt“, so die Filmemacher zur taz. Fünf Jahre „und viel Arbeit“ steckten darin: „Nach einem medialen Aufruf, dass wir historisches Filmmaterial von Privatpersonen suchen, haben wir bundesweit alte Filmrollen persönlich eingesammelt.“ Und so kehrt der Film immer wieder auch in die Gegenwart zurück – in Form von diversen Talking Heads, denn mit etlichen derer, die vor Jahrzehnten die Super-8-Kamera führten, haben Bohde und Opperman noch mal gesprochen. Und sie stießen auf eine interessante Parallele zwischen den alten Heimkinoformaten und der Insel selbst: Beide könnten absehbar verschwunden sein.
Vorerst aber gibt es den – allerdings zunehmend unerschwinglichen – Sehnsuchtsort aber ja noch, hier eingefangen in durchweg privaten Aufnahmen, die entstanden sind zwischen 1928 und den 1990er-Jahren. Zu den Highlights an heißen Sommertagen gehört sicher ein wenigstens visueller Ausflug ins winterliche Watt: „Wir saßen vor dem Bildschirm und konnten unseren Augen teilweise nicht trauen. Zum Beispiel, als die Sylter mit Autos über das gefrorene Wattenmeer fuhren.“
Und weil das Vor-Video-Zeitalter ja ein allermeistens stummes war, bedurfte es auch einer Tonspur. Einerseits bekamen also vor Jahrzehnten sich brechende Wellen – oder auch längst ihren letzten Flug angetreten habende Möwen – nun die entsprechenden Sounds beigefügt. Andererseits komponierte der Filmmusiker Sascha Witt insgesamt 28 Musikstücke.
Premiere hatte der Film im Oktober 2019 – klar: auf Sylt, nämlich in Westerland. Da ist er am kommenden Dienstag erneut zu sehen, ferner stehen Vorführungen an unter anderem in Hildesheim (schon an diesem Sonntag) und Hannover (29. August und 17. September). Nicht zuletzt: Als DVD vertreiben die beiden Macher ihren „Mythos im Meer“ auch. Alexander Diehl
https://mythos-im-meer.de
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen