das ding, das kommt: Feuer und Flamme für die Wurst
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Weiter im Südwesten ist man sprachmalerisch näher dran am Thema Feuer. Da startete die Aktion einer großen Supermarktkette und eines großen Fleischkonzerns zur Unterstützung der lokalen Jugendfeuerwehren kurz vor der Grillsaison im April. Die dann an Fleischtheken , im Rahmen von Fahrzeugpräsentationen oder an Spielstraßen der Jugendfeuerwehr erhältliche „Feuerwehr-Bockwurst“ war folgerichtig „geräuchert“ und das „Feuerwehr-Steak“ mit einer feurigen Paprikasoße mariniert. Und beides war fürs Grillfeuer bestimmt.
Im Norden wiederum startet die Aktion erst jetzt und carnivore Jugendfeuerwehrunterstützer*innen müssen vorlieb nehmen mit einer Mettwurst, die man sich dann, so empfehlen es entsprechende Fotos, kalt in Scheiben auf ein Brot legt – und nicht mal auf das in Hessen erhältliche „Feuerwehr-Brot“. Auch das gibt es Norden nicht.
Fragen des Brandschutzes tauchen da gar nicht erst auf. Fraglich also, wie gut die in den ersten Jahren der Aktion mit deren Erlösen finanzierte „bundesweit bisher einmalige Kongressveranstaltung“ war, „die Führungskräfte mit den Instrumenten des modernen Marketings vertraut machte“.
Denn tatsächlich tut die Unterstützung ja bitter Not. Nicht erst seit der Aussetzung der Wehrpflicht kämpfen die Jugendfeuerwehren mit sinkenden Mitgliederzahlen; auch, weil eine Mitgliedschaft, so berichten Fabian und Nico von einer hessischen Jugendfeuerwehr (beide zwölf), in der infrage kommenden Kohorte überwiegend als „uncool“ gilt.
Und dann Mettwurst? Gilt nicht, wie beispielsweise die Ex-Vegetarierin Claudia Scholz vor zwei Jahren in der Neuen Osnabrücker Zeitung zu bedenken gab, gerade unter jungen Leuten Fleischessen heute als „fast so schlimm und uncool wie Trump oder Autofahren gut zu finden“? Nun mag man einwenden, dass da ja doch etwas angerufen wird, das auch bei jungen Leuten derzeit wieder „cool“ wird: Die gute alte Mettwurst ist doch ein „Stück Heimat“ – wie die lokale Jugendfeuerwehr!
Aber auch da ließe sich sicher ein Nahrungsmittel finden, dass einer herbivoren Fridays-for-Feuerwehr-Bewegung anders Feuer unterm Hintern machen könnte. Vielleicht in diesem „coolen Kochbuch“ (so eine Rezension des Friedenskulturzentrums Schloss Rudolfshausen) des Ex-Feuerwehrmanns Rip Esselstyn: „Stärker als Fleisch – Wie ein Feuerwehrmann aus Texas den Fleischhunger mit einer pflanzenstarken Ernährung löschte“. Robert Matthies
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