das ding, das kommt: Gedreht oder geklopft
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Wie gut man es in Hamburg hat, weiß man erst, isst man irgendwo sonst ein Franzbrötchen. Denn findet man überhaupt eines, dann wünscht man sich rasch, man hätte erst gar nicht gesucht: zu trocken, zu süß, zu klein, zu kalt. Eine Zimtschnecke für Arme, manchmal nicht mal mit Zimt. In Hamburg ist das anders. Hier gibt es nicht nur die klassische Version, sondern längst auch welche mit Schokostreuseln, Kürbiskernen oder, beinahe selbst schon klassisch, Rosinen. Und sogar mit extra Zimt. Jede Bäckerei hat ihr eigenes kleines Franzbrötchen-Geheimnis: Mal werden sie gedreht, mal geklopft. Mal mit Butter gebacken, mal mit Margarine. Aber auf jeden Fall immer mit viel Liebe und noch mehr Zucker.
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts pulen sich die Hamburger nun schon klebrigen Zimt-Zucker-Kram aus den Zahnlücken hervor, doch wie das Franzbrötchen entstanden ist, weiß niemand so ganz genau. Die einen sagen, ein Hamburger Bäcker wollte Napoleons Besatzungstruppen eine Freude machen. Leider hatte er nur eine Pfanne zur Verfügung, weshalb das selbstgebackene Croissant die Form verlor und mehr einem Brötchen glich – voilà: Erschaffen war das „Franzosen-“ oder kürzer: „Franzbrötchen“. Andere meinen, man habe, wiederum, den Franzosen ein „Franzosenbrot“ backen wollen, ein Baguette also, und verwendete schlicht die falschen Zutaten. Einig sind alle sich darin: Die Erfindung des Franzbrötchens war ein glücklicher kulinarischer Zufall.
Friede, Freude, Franzbrötchen. Doch auch in diesem Geschäft geht es manchmal um die Wurst: Eine tatsächlich so heißender „Franzbrötchen-Verlag“ lädt an diesem Samstagnachmittag ins Museum für Hamburgische Geschichte – zum Franz-Vergleich. Dort wird das beste gedrehte und das beste gedrückte Exemplar gekürt, knapp 30 Bäcker*innen treten gegeneinander an – und probieren darf das Publikum. Cara Westerkamp
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