das ding, das kommt: Im Schatten ihrer selbst
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Komisch, dass einer Veranstaltung wie den Hamburger Gitarrentagen auf den ersten Blick sowas sonderbar Exotisches anhaftet. Ist aber so – auch zum 15. Geburtstag der Reihe noch. Am Instrument selbst liegt es nicht. Bittet man jemanden, spontan drei Musikinstrumente aufzuzählen: die Gitarre ist dabei, ganz bestimmt jedenfalls, seit das an sich eher leise Instrument elektrisch verstärkt aus der Big-Band-Rhythmusgruppe an den vorderen Bühnenrand gewandert ist. Und im Pop steht es seither pars pro toto für die Musik, die Performance, das Lebensgefühl.
Das Problem ist nur: Die Gitarre ist Symbol eben auch für alles Mögliche, das mit Musik nicht das Geringste zu tun hat. Zum Beispiel für den Penis von Keith Richards, den er da so in die Höhe stehen lässt. Und gleichzeitig für einen mutmaßlich weiblichen Körper, an dem Jimi Hendrix herumschlabbert. Weg vom Schweinkram: Woody Guthrie, mit seinem berühmten Slogan auf dem Korpus: „This Machine Kills Fascists“. Können Sie sich vorstellen, er hätte das auf einen Dudelsack gestickt? Eben.
Umso schöner, dass es die Gitarrentage gibt, auf denen es dann doch um Musik geht. Und dann zuverlässig immer wieder um ganz ausgezeichnete, wie zur anstehenden Geburtstagsausgabe von der Konzertgitarristin Pia Gazarek-Offermann. Die beherrscht nicht nur ihr Handwerk, sondern lehrt es auch an der Bremer Hochschule für Künste oder in ihrem Berliner Atelier. Vor allem weiß sie aber auch um die Geschichte ihres Instruments: Gazarek-Offermann verstehe, die „Musterbeispiele der Gitarrenkunst der letzten 50 Jahre exzellent und überzeugend“ zu interpretieren, hieß es etwa im bedeutenden Classical Guitar Magazine. Und die müssen es nicht nur wissen – sondern tun es auch. Jan-Paul Koopmann
Konzert mit Pia Gazarek-Offermann: Fr, 13. 4., 20 Uhr, Kulturhof Dulsberg, Hamburg
Hamburger Gitarrentage bis 15. 12., Programm: www.gitarrehamburg,de
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