das detail: Hochrisikospiel, das
Das Unterhaus ist das neue Oberhaus. So heißt es bisweilen, wenn sich wieder einmal besonders viele Menschen aufmachen, um ein Spiel der zweiten Männerfußball-Bundesliga im Stadion zu sehen. Am Samstag war das bei der Partie von Hertha BSC gegen Dynamo Dresden in Berlin wieder der Fall. Knapp 71.000 Leute sahen den 2:0-Sieg der Berliner. Und sie sahen jede Menge Polizei.
An die 1.000 Einsatzkräfte aus mehreren Bundesländern waren zusammengezogen worden, um das Spiel zu sichern. Der extrem martialische Auftritt, zu dem auch das Postieren eines Wasserwerfers vor dem Gästeeingang des Olympiastadions gehörte, hat gewiss manchen Fan ebenso verstört wie das Aufmarschieren einer Hundertschaft auf der Tartanbahn. Das Gekläffe der Polizeihunde im Stadion gehörte zu den Begleitgeräuschen dieses Spiels, vor dem in Boulevardmedien einen regelrechte Hysterie geschürt worden war, auch weil viele Dresdner Karten außerhalb des für die Gäste vorgesehenen Blocks gekauft hatten. Die Polizei hatte die Partie, zu der 30.000 Dynomo-Fans angereist sein sollen, als Hochrisikospiel eingestuft. Am Ende kam es nach einer Schlägerei im Stadion zu 30 Festnahmen und die Polizei sprach von einem ruhigen Verlauf des Tages. Die Auseinandersetzung der Fans fand dann eher mit Worten und Bildern statt als mit Gewalt. „Ob Karten, Levi’s, Westfernsehen oder doch die DDR zurück. Irgendwas wollt ihr immer!“ war in der Hertha-Kurve auf einem Transparent zu lesen. In der Dynamo-Ecke hing eine DDR-Fahne und sowie das Banner „Vopos Rache“. Enge Freunde werden die Fanszenen wohl nicht mehr. (arue)
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen