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Oliver Glasner Foto: dpa/Anspach

Das hat er gesagt, der Oliver Glasner, Cheftrainer der Frankfurter Eintracht: „Hört auf, der Mannschaft irgendwas mit ‚nicht kapieren‘ oder ‚keinen Einsatz‘ vorzuwerfen.“ Nachdem seine Mannschaft 1:3 bei der TSG Hoffenheim verloren hatte, wurde er nach „Einsatz“ und „Charakter“ gefragt, und er antwortete, durchaus mit Begründung, zum Beispiel, dass es das 43. Pflichtspiel der Saison war und dass der Gegner auch Fußball spielen könne: „Akzeptiert es mal, dass die Hoffenheimer Mannschaft gewinnen kann.“

„Wutrede“ wird Glasners emotional gefärbtes Statement nun allerorten genannt, aber vielleicht ist es ja auch der mediale Wunsch, endlich mal wieder eine richtige Wutrede zu erleben. Anders als frühere Wutredner stellte sich Glasner vor seine Mannschaft, beschimpfte sie nicht.

„Ein Trainer ist nicht ein Idiot!“ (Giovanni Trapattoni, 1998), „Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören“ (Rudi Völler, 2003) oder „Da lach ich mir den Arsch ab“ (Thomas Doll, 2008) – so hatte es früher geheißen. Auch die analytische Klarheit eines Franz Beckenbauer (2001) fehlte: „Das ist nicht Fußball! Das ist Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft.“

Der 48-jährige Glasner hatte schon während des Spiels eine Rote Karte gesehen, weil er einen zweiten Ball aufs Feld warf. Allerdings, so richtig außer sich muss er da wohl nicht gewesen sein, denn er bekannte, er habe mit Gelb gerechnet, nur die Regel nicht gekannt. Als ihm dämmerte, wie das Medienecho ausfallen könnte, sagte er: „Alles, was ich sage, kann und wird gegen mich verwendet werden.“ Dabei hat er so viel gar nicht gesagt. (mak)

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