das detail: Gefahrenabwehr, die
Die Gefahr rollte in sechs Bussen auf Stuttgart zu. Fans vom 1. FC Köln hatte die örtliche Polizei als Sicherheitsproblem identifiziert und ordnete Körper- und Buskontrollen vor der Stadtgrenze in Waiblingen an. Ausführliche Leibesvisitationen gibt es zwar standardmäßig auch vor den Toren im Stadion, aber die Polizei nutzt den Fußball schon lange, um sich fit zu halten. Warum also nicht anderthalb Stunden vor Spielbeginn, schon einmal jeden, der irgendwas Rot-Weißes trägt, abtasten. Denn: Kennst du einen, kennst du alle. Oder wie die Polizei ihren Einsatz danach begründete: „Die aktive Fanszene des 1. FC Köln fällt seit geraumer Zeit mit erheblichen Störaktionen auf.“
Aufgezählt wird dabei auch der Einsatz von Pyrotechnik, dessen kontrollierte Legalisierung schon lange viele für sinnvoll halten, weil Gewalt dadurch voraussichtlich eher verringert wird. Die unter Generalverdacht gestellten Kölner Fans wollten sich der polizeilichen Übung schon deshalb nicht unterziehen, weil für sie klar war, dass durch das zeitaufwendige Prozedere sie nur einen Teil der Partie sehen könnten. Erbost über die Schikane entschieden sie sich gemeinsam, die Rückfahrt anzutreten.
Aus Sicht der Polizei war die imaginierte Gefahr abgewehrt. Die Frage ist nur, was derartige Übungen für langfristige Wirkungen haben? Führt ein derartige Schikanierung von Fans nicht zu einer Solidarisierung mit denjenigen, zu denen sie ohnehin gezählt wird? Was ist das Resultat einer derartigen Polarisierung? Vermutlich noch mehr Gefahr, die abgewehrt werden muss. Zumindest bleibt die Polizei in Übung. (jok)
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