corona in hamburg: „Nicht gegen die Regeln verstoßen“
Stefanie Zimmer, 36, ist Umweltpädagogin beim Nabu und Leiterin des Naturschutzzentrums Duvenstedter Brookhus.
Interview Michelle Bauermeister
taz: Frau Zimmer, leidet während der Coronapandemie die Natur in der Stadt?
Stefanie Zimmer: Aktuell verzeichnen wir einen großen Besucherandrang und Nutzungsdruck auf die Natur. Das bringt teilweise massive Probleme mit sich. Das gilt nicht nur für Park- und Grünanlagen. Hamburg hat sehr viele Naturschutzgebiete. Dort merken wir seit der Coronapandemie einen großen Besucheranstieg. Leider gibt es auch viele Verstöße gegen die Schutzgebietsverordnung.
Und dort ist die Natur noch völlig unberührt?
In Hamburger Naturschutzgebieten gibt es Bereiche, die nicht erschlossen sind. Dort kann die Natur vorherrschen, wie sie möchte. Die versuchen wir zu erhalten. Natürlich müssen wir gegebenenfalls eingreifen oder pflegen, damit dort weiterhin schützenswerte Arten leben können. Ein Beispiel ist der Vollhöfner Wald an der Alten Süderelbe.
Wie wirkt sich die Krise nun auf bestimmte Populationen aus?
Wenn Schutzregeln, wie Wegegebot und Anleinpflicht, nicht eingehalten werden, sind massive Eingriffe in die Natur erkennbar. Derzeit brüten viele Vögel auf der Erde – sogenannte Wiesenbrüter. Die werden stark beeinträchtigt, wenn die Regeln missachtet werden. Teilweise geben die Vögel ihre Brut wegen Störungen auf.
Was können Menschen machen, die in die Natur wollen und diese dabei schützen möchten?
Ganz einfach: Nicht gegen die Regeln verstoßen. Bleiben Sie auf den Wegen und leinen Sie Ihre Hunde an. Es geht nicht darum, dass man nicht herausgehen soll. Gerade in Coronazeiten ist es schön, die Natur zu genießen und ihr jetzt mehr Wertschätzung entgegenzubringen – aber mit Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt.
Welche kleinen Naturschutzprojekte kann jede*r Zuhause umsetzen?
Man kann den eigenen Balkon oder Garten naturnah gestalten. Das geht ganz einfach mit möglichst heimischen Wildpflanzen. Gleichzeitig tut man der Insektenwelt Gutes, indem Bienen und Schmetterlinge angelockt werden. Das eigene Gemüse kann man plastikfrei mit Eierschalen hochziehen. Oder man kann mit der ganzen Familie ein Insektenhotel bauen, gegen den Insektenschwund. Es geht darum, ein kleines Naturparadies auf dem Balkon oder im Garten zu haben. Das hilft auch, die Corona-Einschränkungen attraktiver zu machen.
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