cdu-rücktritt: Eine Truppe ohne General
Wenn die CDU ein Kraftfahrzeug wäre, müsste der Pannendienst Überstunden machen. Nur mühsam hatte sich die Union von den Schlägen der letzten Monate erholt. Prompt hat sie ihr Generalsekretär Ingo Schmitt mit seiner ferkeligen Äußerung erneut in die Bredouille gebracht. Nun muss der arme Spitzenkandidat Frank Steffel mitten im Wahlkampf seinen General abberufen, weil der ein Parlament nicht von einem Puff unterscheiden kann.
Kommentar von ANDREAS SPANNBAUER
Zu verdanken haben die Christdemokraten die jüngste Pleite einmal mehr der fehlenden Konfliktfreudigkeit des Landesvorsitzenden Eberhard Diepgen. Der hatte noch im Frühjahr Schmitt für eine Wiederwahl vorgeschlagen. Schon damals kursierten Witze, in dieser Funktion könne der umstrittene Europa-Abgeordnete am wenigsten Schaden anrichten – weit gefehlt.
Doch entsprechende Warnungen aus der Partei wurden ignoriert. Schmitt musste mit, um die parteiinternen Gegner Diepgens einzubinden, die sich in der Vergangenheit im Gesprächskreis „Union 2000“ gesammelt hatten. Mit dem Abschied Schmitts wird dieser rechte Flügel gestutzt, der stets auf ein schärferes Profil in der Ausländer- und Sicherheitspolitik gedrängt hatte.
Es gibt also eine gute und eine schlechte Nachricht für die Union. Die gute zuerst: Frank Steffel hat, immerhin, Handlungsfähigkeit bewiesen. Die schlechte: Selbst mit seinem hartnäckig hinausgezögerten Rücktritt hat Schmitt seiner Partei noch einen Bärendienst erwiesen. Denn einen Nachfolger konnte die CDU vorerst nicht präsentieren. Mögliche Kandidaten winkten umgehend ab. In der Berliner CDU kann oder will wohl niemand das vakante Amt übernehmen. Selbst nach einer Lösung von außen wird schon gesucht. Zur Not kann man ja bei Wolfgang Schäuble anfragen.
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