bvg-image: Bitte keineBärchen!
Sie kennen das Olympia-Bärchen nicht? Haben Sie das biedere Maskottchen schon vergessen, das die Berliner davon überzeugen sollte, Olympia 2000 sei etwas Tolles? Das ist verständlich, denn bekanntermaßen ging die Bewerbung gründlich in die bärchengelbe Badehose. Ein Grund dafür: Rund jeder zweite Berliner hatte keinen Bock auf Olympia – trotz Bärchenwerbung. Jetzt soll das Maskottchen wiederkommen – als Werbeträger für die BVG. Mitunter wünscht man der BVG alles Schlechte – aber das hat sie nicht verdient!
Kommentarvon RICHARD ROTHER
Dabei ist die dahinter stehende Idee, die das Stadtforum jetzt diskutiert, eine sehr gute. Der öffentliche Nahverkehr braucht eine umfassende Image- und Sympathiekampagne, will er dem Auto den Rang abfahren. Wer mehr Menschen in die öffentlichen Verkehrsmittel locken will, darf nicht nur die Angebotsseite im Auge haben. Fakt ist: Ob ein Fahrschein 10 Pfennig mehr oder weniger kostet, ob der Bus alle sechs oder alle acht Minuten kommt, spielt für notorische Autofahrer überhaupt keine Rolle. Natürlich muss das Angebot stimmen, genauso wichtig aber ist – und das wurde bisher unterschätzt – die Nachfrage.
Und die kann durch gezielte Werbung künstlich erzeugt werden. Dass das funktioniert, zeigen Zigaretten, Autos, Markenkleidung. Für die Bildung von Marken geben die Konzern Milliarden aus – und zwar nicht just for fun, sondern weil sie nur damit langfristig Erfolg haben.
Warum also keine breit angelegte Werbekampagne, die die Marke „öffentlicher Nahverkehr“ gezielt fördert? Junge Leute fahren heute lieber Auto als U-Bahn – nicht nur, weil das bequemer ist und man im Auto die Musik aufdrehen kann. Der Grund ist einfach: Autofahren ist cool, U-Bahn-Fahren nicht, sondern eine lästige Unvermeidlichkeit. Für die Werbestrategen heißt das: Sie müssen Bussen und Bahnen ein ebenso cooles Image verpassen, wie es Autos und Mountainbikes, Roller Blades und Kickboards bereits haben. Kein Fall für gelbe Bärchen.
bericht SEITE 20
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen