piwik no script img

brief des tages

Armut im Bewusstsein

„Wir müssen die kollektive Heuchelei ­beenden“, taz vom 13. 6. 23

Ich bin selbst von „Armut“ betroffen und möchte mich zu Wort melden. Einerseits wird die Stigmatisierung angeprangert und als Teil der Abwärtsspirale genannt, anderer­seits im gleichen Atemzug behauptet, das Geld würde für Hygiene nicht reichen, sodass man sich in öffentlichen Verkehrsmitteln gar wegsetzen muss.

Das ist schon mal der Inbegriff der Heuchelei, der Interviewte muss wohl sehr zynisch sein. Als alleinerziehende Mutter dreier Kinder, die durch Schicksalsschläge seit 16 Jahren mit wenigen Unterbrechungen von der staatlichen Unterstützung abhängig ist, kann ich mit Sicherheit sagen: Das Geld, das uns monatlich zur Verfügung steht, reicht, um nicht zu stinken! Es reicht, um zu Geburtstagen angemessene Geschenke mitzubringen, Fahrräder, Inliner inklusive Schutzausrüstung anzuschaffen, Ausflüge zu machen. Die bundesweit zu niedrig bemessenen Mietpreisgrenzen dagegen, die die „Hartzer“ in die Brennpunkte zwingt, die für die Entstehung solcher sozial schwachen Viertel überhaupt der Auslöser ist, macht den Menschen, die auf die Hilfe angewiesen sind, die Armut bewusst. Anne-Marie Torke, Worms

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen