brief des tages:
Unheil für Europa
„Empire 2.0“, taz vom 24. 11. 2018
Liebe Gouri Sharma – das war eine kluge Darstellung der englischen Position zum Brexit! Nur ein Aspekt fehlte: die Einzigartigkeit, die sich Albions Insassen (unbeirrt von ihrer schillernden Geschichte) zuschreiben. Nicht nur gegenüber Europa, sondern – bei genauerem Hinsehen – auch gegenüber den USA: „What us unites, is the ocean, what us divides, is the language.“ Auch in Richtung Westen werden viele britische Illusionen gepflegt. Wie tief aber britische Vorbehalte gegenüber dem Kontinent sind, wurde vor 100 Jahren einzigartig beschrieben: Der junge Ökonom John Maynard Keynes saß für die Briten mit am Tisch, als in Paris der Friedensvertrag verhandelt wurde. Er verließ tief enttäuscht diese Veranstaltung, weil er früh erkannte, welches Unheil für Europa von einem damals derart gedemütigten deutschen Volk ausgehen würde, und beschreibt dies in seinem Buch „The Economic Consequences of the Peace“. Sein Pessimismus wurde durch das katastrophale Ausmaß der Folgen von Versailles unsäglich übertroffen. Diese dürften eine der Ursachen für den NS-Erfolg gewesen sein. Eine äußerst lesenswerte Lektüre – nicht nur in Richtung „Leave“ –, noch immer hochaktuell. Hans-Georg Fritz, Berlin
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