brief des tages:
Hoffnung auf Neuanfang
„Die Störerin“, taz vom 18. 4. 18
Die Agenda 2010 bleibt, wie schön man sie sich auch immer schminkt, die Leiche im Keller der Sozialdemokratie, und deren Geruch hängt nicht nur in den Brioni-Anzügen Gerhard Schröders, sondern ebenso in den Outfits all der übrigen Hilfsarchitekten: von Gabriel bis Steinmeier – und auch die Beinah-Hoffnungsträger Andrea Nahles und Olaf Scholz sind davon umweht. Ohne Aufarbeitung der sozialdemokratischen Agenda wird es keinen wirklichen Neuanfang für die SPD geben. Das Hemd wird zu kurz bleiben, wenn sich die Partei weiterhin diesem Diskurs verweigert. Warum sollte man auch Leuten, die nicht das Rückgrat haben, in den Spiegel zu blicken, einen Neuanfang zugestehen?
Simone Lange ist die personifizierte Hoffnung auf einen Neuanfang von unten. Auf ein aufrichtiges öffentliches mea culpa der Spitzengenossen würde man eh bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag und dem Exitus der SPD warten. Das Aufbegehren der Jusos und Simone Langes Hut im Ring lässt aber hoffen, dass die Partei am Ende doch noch die Kurve kriegt und wieder bissig und mit unverbrauchten Gesichtern auf der politischen Bühne agiert.Klaus-Joachim Heuser, Gütersloh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen