boulevard der besten: Mehr Frauen als Sportreporterinnen!
Gewiss, da tut sich etwas. Wer die EM der Frauen in der Schweiz im deutschen Fernsehen verfolgt, begegnet etlichen Expertinnen. Es sind Frauen, die das Spiel analysiert haben, die ehemalige deutsche Auswahltorhüterin Almuth Schult etwa oder die Schweizer Ex-Internationale Kathrin Lehmann. An den Mikros im Stadion saß nicht mehr nur Pionierin Claudia Neumann. Weitere weibliche Stimmen sind dazugekommen. Das finden die meisten gut – solange sich die Reporterinnen und Expertinnen im Fußball der Frauen tummeln.
Sie sind aber vermehrt auch zu sehen und zu hören, wenn die Männer kicken. Das geht meist alles andere als geräuschlos über die Bühne. Es gibt immer noch genug Heinis, die es nicht lassen können, ihren misogynen Müll in die Welt zu kippen, wenn sie eine Frau am Kommentatorinnenmikrofon hören. Umso wichtiger ist es, dass die Öffentlich-Rechtlichen bei ihrem Trend zur Frau am Mikrofon bleiben.
Denn andernorts in der Branche der Sportreporterei treten Frauen kaum in Erscheinung. Beim Finale der Champions League der Männer hat der taz-Reporter auf der Pressekonferenz unter weit mehr als 100 Reportierenden drei Frauen gezählt – ein davon war eine freie Mitarbeiterin der taz. Bei der Männer-EM 2024 in Deutschland war es nicht viel anders. Da hat sich der taz-Reporter gefragt, wie sich wohl die einzige Reporterin im lauten Medienraum vor dem Spiel der Türkei gegen die Niederlande gefühlt haben mag, unter all den Männern.
Die sind es ja auch, die in den Redaktionen den Ton angeben. Unter den im Verband der Deutschen Sportjournalisten organisierten Medienschaffenden sind gerade einmal 10 Prozent Frauen. Männer besetzen die Plätze in den Redaktionen – und auf den Sportseiten. Denn meist sind dort Geschichten aus der Welt des professionellen Männersports zu lesen. Frauensport bleibt eine Randerscheinung.
Ein Workshop für Nachwuchsjournalistinnen im Sport, zu dem die taz Panter Stiftung Anfang Juli eingeladen hat, ist viel über diesen Mangel an weiblicher Repräsentanz diskutiert worden. Und es ist gearbeitet worden. An Texten von Frauen für die Sport-Seiten der taz. Auch die können ein diverseres Themenspektrum durchaus vertragen. Der Workshop war dafür ein Einstieg. Andreas Rüttenauer
Leibesübungen, die – taz.de/sport
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