boulevard der besten: VolkanAğar
Er ist nun wahrlich nicht identitär orientiert, aber man kann ihn irritieren, sagt man, er wirke wie ein waschechter Schwabe – was ja nicht falsch ist, geboren wurde der im Ressort taz2Medien arbeitende Kollege Volkan Ağar 1990 in Albstadt-Ebingen auf der Schwäbischen Alb. Aber er möchte dann doch den ja nicht geringen Umstand nicht ignoriert wissen, dass er das Kind einer türkischstämmigen, hart schaffenden Familie ist. Und als solches ging es ihm, man kann es sich vorstellen, in der spätzlistisch-viel-zu-eng-gemütlichen Gegend auch oft mit dem Gefühl, nicht dazuzugehören.
Keine Frage, er musste nach dem Abitur seinen Weg jenseits heimatlicher Horizonte fortsetzen, er wollte anderes tun, als, wie in Schülerzeiten, in einer Türöffnerfabrik Türöffner zu montieren oder Prospekte auszutragen. So studierte er in Wien, Bologna und Chicago Politikwissenschaft und Internationale Entwicklung, arbeitete bei der klugen Zeitung Malmoe mit – und kam schließlich 2015 über einen taz Panter Workshop in unser Haus. Und blieb, was alle freute: 2017 verstärkte er das taz meinland-Team, engagierte sich beim taz lab, war an taz gazete stark beteiligt und bewarb sich schließlich um das Volontariat der taz Panter Stiftung – und erhielt es. Gut so!
Seine journalistischen Beiträge, die Reportagen, Glossen und Kommentare, sind feinfühlig und gründlich, exzellent mit reicher Sprache verfasst, ob er sie über die Morde an anderen Kindern von Migrant:innen in Hanau verfasste oder über die Giftereien aus völkischer Ecke wider den Berliner Bezirk Kreuzberg: Ağars Texte leben, ohne dass es in ihnen ausgestellt ist, von der korrekten Vorstellung, dass vor jeder Recherche das Nachdenken über die Idee einer zu begreifenden Geschichte steht. Ein exzellenter Frager und Zuhörer: Seine Artikel bringen die Verhältnisse nah, menschliche vor allem. Davon abgesehen, kollegial gesprochen: Er ist von wachsamer, ja natürlicher Art, andere wertzuschätzen – frei von missgünstigen Charakterzügen sowieso.
Aktuell ist er Medienredakteur im Ressort taz2Medien, zuletzt las man von ihm ein Gespräch, das er mit dem nordrhein-westfälischen Bildungsforscher Aladin Al Mafaalani führte, das wahrscheinlich nicht zufällig mit „Es geht auch um Lebenschancen“ betitelt war. Ağar ist jede Klassenfrage näher als der Gedanke des Multikulti allein.
Er will in Bälde noch sein Master-Studium abschließen, zwei der Bachelor-Sorte hat er längst. Er möge indes vor allem uns erhalten bleiben, der taz. Jan Feddersen
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