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boulevard der bestenDinah Riese

Wie wird man eine gute Journalistin? Und was heißt das überhaupt, gut, in diesem merkwürdigen Beruf?

Der taz-Kollege Dirk Knipphals hat sich dazu einmal ein paar sehr weiterführende Gedanken gemacht – und zwar in seinem Gratulations­artikel zum 60. Geburtstag der ehemaligen taz-Chefredaktuerin Bascha Mika. Die habe, schreibt Dirk Knipphals, ihre für eine journalistische Topkarriere eher ungewöhnliche Position als Reporterin genutzt, „um ins Zentrum des Diskurses zu kommen.“ Bascha Mika war in den 1990ern da, in Mölln und Rostock, wo der rechte Terror das ganz alte im neuen Deutschland aufplatzen ließ, sie porträtierte spannend und gespannt die rot-grünen ProtagonistInnen auf dem hungrigen Weg zur Mitte und zur Macht.

Wer heute ins Zentrum vorstoßen will, kommt am Körper nicht vorbei – und nicht am Freiheitsbegriff einer Gesellschaft, die sich selbst gern täglich ihrer unglaublich tollen Liberalität versichert, aber es – zum Beispiel – zulässt, dass Frauen, die sich über einen Schwangerschaftsabbruch informieren wollen, auf den Seiten von radikalen Heuchlern landen, weil die zuständigen SpezialistInnen, die Frauenärztinnen und Frauenärzte, einem atavistischen „Werbeverbot“ für Abtreibungen unterliegen.

Mehr als 40 Texte hat Dinah Riese für die taz zum Themenkomplex Paragraf 219 a verfasst: mal allein, mal gemeinsam mit Kolleginnen – in jedem Fall aber führte die taz dank Dinah die Debatte an, stieß ins Zentrum des Diskurses vor. Dass Dinah dafür nun von dem Netzwerk Journalistinnenbund am 30. Juni mit dem Marlies-Hesse-Nachwuchspreis aufgezeichnet wird, ist hochverdient – es ist aber auch schlicht eine logische Konsequenz ihres journalistischen Willens nach Relevanz oder, wie es früher hieß: Dinah will die Welt nicht nur interpretieren, sie will sie tatsächlich auch verändern.

Da kommt es gut, dass Dinah alles hat, was für diese Mammutaufgabe gebraucht wird: Sie ist klug, sie ist polyglott, sie hat die Welt gesehen, sie ist schnell, sie kann 12-Stunden-Arbeitstage ab, sie ist charmant, durchsetzungsstark, genau, witzig und es ist schwer, in ihrer Gegenwart auf der eigenen schlechten Laune zu bestehen. Und an diesem Montag wird sie gerade mal 29 Jahre alt. Alles Gute, liebe Dinah – und das Zentrum des Diskurses kann sich schon mal warm anziehen! Ambros Waibel

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