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bewegungGespräch als Bewegungstool

Großen Optimismus müssen die Wahlen ja gar nicht auslösen. Das quasireligiöse Narrativ aber, die Regierenden müssten es nur so richtig verbocken, bis das Elend in die Revolution kippt, kann die Bewegungslinke sich nicht mehr leisten. Allein der Zustand des Planeten setzt solchem Glauben Grenzen. Und haftete an solchen Umschwungerzählungen nicht oft genug Mackertum und ein elitäres Bewusstsein?

Es macht einen Unterschied, welche (Landes-)Regierung die progressiven Bewegungen in den nächsten Jahren vor sich herzutreiben haben. Vergessen werden sollte auch nicht, wie massiv die Rechten versuchen, über die Parlamente den Diskurs zu bestimmen und an Einfluss zu gewinnen. Sie haben den „Vorteil“, nicht alle mitnehmen zu müssen, nicht alle mitnehmen zu wollen.

Die Rechten können feiern, wenn alternative Freiräume verschwinden und die Schwächeren aus den Kiezen verdrängt werden. Von sozialen Verwerfungen, die mit der Klimakrise drohen, könnten sie sogar profitieren. Und wenn sie heute aus strategischen Gründen nur noch selten das fiktive Konstrukt der „Rasse“ bemühen, lassen sich rassistische Ressentiments nach wie vor über Begriffe wie „Kultur“ aktivieren.

Auch Linke sind von rassistischen Prägungen nicht frei. In vielen linken Gruppen gibt es zudem den Willen, ohne das alte Mackertum und das elitäre Getue zusammenzuarbeiten. Ein Workshop des KommunikationsKollektivs am 8. September will aufzeigen, wie auch in Bewegungskontexten bewusst und kritisch mit Sexismus, Rassismus und anderen Machtmechanismen umgegangen werden kann. So sollen Ausschlüsse, Überforderungen und Konflikte reduziert werden – und das Engagement gesünder und nachhaltiger.

Großen Optimismus müssen die Wahlen zum Bundestag und zum Abgeordnetenhaus also tatsächlich nicht auslösen. Zu viele haben keine Stimme. Sie ersetzen auch nicht die Bewegungsarbeit. Doch für diese Arbeit macht es einen Unterschied, welche Regierung mensch da vor sich hertreibt. Denn da hatte die Großtheorie schon recht: Herr- und Knechtschaft sind voneinander abhängig – ob sie wollen oder nicht.

Stefan Hunglinger

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