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■ betr.: „Doch noch deutscher Tor nado-Einsatz?“, taz vom 12.12.94, „Deutsche Soldaten nach Bos nien“, taz vom 13.12.94

[...] Angeblich soll heute, nach dem Versagen der Diplomatie, der Rückzug der UNO-Truppen gesichert und trotzdem die Bevölkerung geschützt werden. Können die BefürworterInnen solcher Militäreinsätze eigentlich erklären, wie das mit dem Rückzug und dem Chaos, und den ach so beliebten deutschen Soldatenstiefeln auf jugoslawischem Boden funktionieren soll? [...]

Vor zwei Jahren verweigerten sich in dem serbischen (!) Dorf Tresnjevać (Wojwodina) alle männlichen Einwohner dem Krieg und gründeten symbolisch eine inzwischen weltweite Friedensrepublik. Sie steht allen Menschen offen, die sich als Alternative dieser Idee anschließen wollen. Warum eigentlich ist den Verweigerern und anderen KriegsgegnerInnen im früheren Jugoslawien niemals Unterstützung, ja noch nicht einmal Interesse von politischer Seite entgegengebracht worden? Warum wird stets auf Kriegsparteien, statt auf Friedensgruppen gesetzt? Und warum wird immer noch mehr oder weniger heimlich Kriegsgerät auf den Balkan geschafft? Es kann keinerlei Rechtfertigung für die Entsendung von Tornados geben, denn mit Bomben und Soldaten sind die Probleme nicht zu lösen! Wieland von Hodenberg,

Konsul der Geistigen Republik

Zitzer, Bremen

Die „Fronten“ sind klar: Mit Außenminister Kinkel und Rüstungsminister Rühe sind CDU, CSU und FDP für deutsche Soldaten nach Bosnien, wobei es nicht um humanitäre Hilfe, sondern um das „Ausschalten“, das heißt Zerstören serbischer Radaranlagen geht. CDU- und FDP-Minister und ihre Generäle planen „Kampf“-Einsätze und damit das Kriegführen. Die Bundestagsfraktionen von SPD, Grünen und PDS sind dagegen, weil Kampftruppen den Krieg eskalieren würden.

Traurig, daß Hans-Ulrich Klose (SPD) aus der Reihe tanzt. Indem er in aller Öffentlichkeit Ja zum Bundeswehreinsatz sagt, handelt er gegen SPD-Führung und -basis. Immer noch gilt zum Beispiel das deutliche Nein des Bremer Parteitags 1991 zu deutschen Kampfeinsätzen out-of-area. Repräsentiert ein solcher Vizepräsident, zumal als Rüstungsminister im SPD- Schattenkabinett, noch die deutsche Sozialdemokratie mit ihrer doch auch pazifistischen Tradition? Ernst Busche, Bremen

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