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berlinmusikMinimal doomig

Beginnen wir unsere kleine Underground-Umschau heute mit einem Duo namens Das Das. Ja, die heißen so: Das Das. Genau wie The The, wobei sie musikalisch wenig mit den britischen Mid-Tempo-Poppern gemein haben. Das Das machen Synth-Punk, sie haben gerade ein hörenswertes Debüt-Tape veröffentlicht. In den neun Tracks machen sie im Prinzip dort weiter, wo Malaria! Mitte der Achtziger aufgehört haben: Cosey Mueller und Joe Sarletti, die beiden Künstler hinter Das Das, verbinden Minimal-Wave mit klugen deutschen Texten und einer angemessenen Portion Wut im Bauch. Da pluckert ein maschineller Drumbeat vor sich hin, eine rotzige Stakkato-Gitarre kommt dazu, und Mueller und Sarletti singen im Duett kurze, knackige Refrains wie: „Ich erkenne mich nicht mehr/ Ich erkenne dich schon“. Ein Song wie „Ich bin leer“, der so auch hätte in den Achtzigern geschrieben werden können, zeigt, dass das damalige Lebensgefühl im Zeitalter des digitalen Overkills in gewendeter Form wiederkehrt: „Ich bin leer/ ich bin leer/ genau so leer wie du“, singt Mueller und klingt dabei angepisst und angriffslustig. Personelle Überschneidungen gibt es bei Das Das übrigens mit der ebenso minimalistischen Band Schwund, wo Joe Sarletti auch noch mitwirkt. Nach Puff!, Pisse und wie sie nicht alle heißen hier also der nächste gelungene Synthpunk-Neuentwurf. Das Das: kann was.

Äußerst humorvoll geht es geht es bei der Combo Berliner Doom zu, die gerade ein neue EP veröffentlicht hat. Für vier Stücke brauchen sie dabei ganze 139 Sekunden. Das gelingt dem Trio um Sängerin und Bassistin Anne Meister dank der guten alten Punkrock-Methode „Song­idee – Song fertig“. Ein lustiger Refrain (etwa: „Versteck mich unterm Flokati -Teppich/ Brenn mit mir durch“ oder „Meine Eltern kommen in den Proberaum/ mit 55 hab ich Besseres zu tun“), ein paar Metal- oder Schrammelakkorde, und zack – steht der Song. Diese Auf-den-Punkt-Songs sind natürlich eigentlich hochmodern, haben sie doch „gezwungenermaßen WhatsApp-Länge“, wie die Band schreibt. Verrät uns das etwas über den kreativen Schaffensprozess von Berliner Doom? Klingt jedenfalls räudig und gut, das alles. Jens Uthoff

Das Das: „Tape1“ (Download unter das-das.bandcamp.com) | Berliner Doom – EP (über www.berlinerdoom.bandcamp.com)

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