berliner szenen: Für einen Tag nach Marzahn
Es ist ein Montag, der sich wie ein Sonntag anfühlt – vielleicht einer der letzten warmen Tage dieses Jahres. Deshalb entscheide ich mich für eine kleine Fahrradtour.
Wohin es gehen soll, weiß ich genau; sofort habe ich ein Bild im Kopf. Als ich 2020 während des Lockdowns begann, die Stadt mit dem Rad zu erkunden, kam ich einmal an einer cineastischen Landschaft vorbei: Vor mir erhob sich ein Berg, und plötzlich glitt eine Seilbahn über meinen Kopf hinweg.
Ich fuhr damals jedoch weiter und versprach mir, irgendwann an diesen Ort zurückzukehren. Wo genau ich war, wusste ich nicht – nur, dass es irgendwo bei Ahrensfelde sein musste. Später recherchierte ich und erfuhr, dass es sich um die Gärten der Welt handelte.
Tatsächlich ist die Seilbahn auch diesmal das Erste, was ich entdecke, als ich am Eingang Blumberger Damm ankomme. Das Bild wirkt genauso surreal wie damals, nur dass ich diesmal direkt an der Station stehe und die Kabinen beim An- und Abfahren aus nächster Nähe beobachten kann. Ich entscheide mich jedoch, über den parallel verlaufenden Radweg zur Station Wolkenhain zu fahren. Oben angekommen, gönne ich mir Kaffee und Kuchen im Café Wolkenhain, danach steige ich weiter hinauf auf die Plattform.
Die Plattenbauten leuchten im goldenen Licht der Sonne, und in der Ferne zeichnet sich, winzig wie eine Nadel, der Fernsehturm ab. Später verliere ich den beschilderten Radweg, sehe beim Umherfahren Schafe auf der Wiese, die Seilbahnkabinen noch einmal aus der unteren Perspektive sowie viele Tagesausflügler*innen. Ich überquere mehrfach die Tälchenbrücke über das Wuhletal hin und her, bis ich schließlich die Allee der Kosmonauten wiederfinde und mich müde, aber glücklich, auf den langen Rückweg nach Neukölln mache.
Luciana Ferrando
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