berliner szenen: Reisen mit Regen-poncho
Meine Urlaubsplanung stand leider, bevor Neil Young sich für Anfang Juli in der Waldbühne ansagte. Nun bin ich wieder zurück in Berlin. Es hat sich wenig getan. Von viel Regen höre ich, und Neil Young war super. Ich soll erzählen: „Wie war es?“, „Zeig mal Fotos!“, „Schlimm in den USA, oder?“ Ich bleibe wortkarg. Das Erlebte muss noch verdaut werden. Früher habe ich Karten geschrieben. Damit hatte ich das gute Gefühl, alle pauschal ins Bild gesetzt zu haben. Nachdem ich mich ein paar Tage akklimatisiert habe und Detaillierteres loswerden will, steht bei den anderen nun der Abflug an: „Wir fliegen Freitag nach Nordspanien“, „Donnerstag geht es in die Schweiz“, „Frankreich, wie immer“, „An die Ostsee“.
Ach ja, Schulferien, das heißt garantierter Sitzplatz in der S-Bahn, und es wird sich noch weniger tun. Aber erst einmal kommt mehr Regen. Eine Freundin berichtet, sie hat für morgen einen Ausflug mit diversen Besichtigungen im Berliner Umland aufgrund einer Unwetterwarnung abgesagt. Die ganze Organisation für die Katz, „Wäre ein Schirm nicht auch eine Lösung gewesen?“, frage ich. „Der nützt nichts bei gefährlichen Gewittern und starken Winden.“ „Oh, die würden auch die Waldbühne treffen! Hamburger Freunde reisen wegen Robbie Williams dort an.“„Sag ihnen, sie sollen zu Hause bleiben.“
Die Chuzpe habe ich nicht, sende ihnen aber die Warnungen der Wetter-App.
Sie wollen auf Regenponchos setzen.
Am nächsten Nachmittag, als sie schon in ihrem Hotel eingecheckt haben, wird der Auftritt verschoben.
Sie melden sich: „Frühstücken bei dir morgen bleibt. Nur übers Konzert können wir dann nicht berichten.“
Das geht klar. Wir werden eins aus der Konserve im Hintergrund laufen lassen und ich kann in Ruhe Geschichten von meiner Reise ausbreiten.
Silke Mohr
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