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berliner szenenFrisch Verliebte hier lang

Ich hab’s eilig. Also laufe ich zügig den Kottbusser Damm hoch, hin zum Hermannplatz. Hastige Schritte, Blicke – bis ich vor einem Elektroladen abrupt abbremse. Nicht wegen der Waschmaschinen, die im Schaufenster ausgestellt sind (um Himmels willen, nicht deswegen!), sondern wegen eines Plakats, auf dem zu lesen ist: „Frisch Verliebte bitte hier entlang.“ Das Plakat hat die Form eines Pfeils und der Pfeil zeigt in den Elektroladen. Ich bin verwirrt – und folge dem Pfeil. Was haben denn Waschmaschinen mit frisch Verliebten gemein? Ist das als Scherz gemeint? Frage ich mich und betrete den Laden.

Im Laden gibt es noch mehr Waschmaschinen, Spülmaschinen, Ventilatoren – und nichts, rein gar nichts ist ausgestellt, was auf ein Fünkchen Verliebtsein hindeuten würde. Verliebte gehen ins Kino oder in ein nettes Restaurant, aber doch nicht in einen Elektroladen – und erst recht nicht in einen Elektroladen am Kottbusser Damm, der so viel Romantik versprüht wie ein Candle-Light-Dinner im Dönergrill oder Flitterwochen in Gelsenkirchen.

Ich gehe zum Verkäufer, der im hinteren Teil des Ladens an einem Tisch sitzt. Wie alle Elektroteile im Laden ist auch sein Schreibtisch weiß. Selbst sein Shirt ist weiß. Ich frage ihn, was es mit dem Poster in Pfeil-Form auf sich hätte. Warum denn ausgerechnet Verliebte diesen Elektroladen betreten sollten. Der Mann grinst und meint: „Das ist Reklame und die ist an junge Paare gerichtet, die zusammenziehen wollen und jetzt eine gemeinsame Wohnung einrichten möchten.“ Während er das sagt, zeigt seine Hand hin zu einer Waschmaschine. Eine Waschmaschine in der Wohnung zu haben, ist nicht verkehrt. Aber können denn nur junge Leute verliebt sein? Ich spare es mir, noch diese Frage zu stellen, denn eigentlich habe ich es ja eilig.

Eva Müller-Foell

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