berliner szenen: Ein Club für Radiohörer
SCHÖNE PARTY
Radio Eins ist ein Sender, dessen Hörer zum Jahrtausendwechsel „Stairway to Heaven“ als Lieblingshit des Millenniums gewählt haben. Trotz solcher Allgemeinplatzmusik hatte der Sender letztes Jahr nicht genügend Quote. Besonders morgens sackte alles in den Keller, bis Robert Skupin und Volker Wieprecht im Oktober anfingen, die Sendung „Der schöne Morgen“ zu machen. Selbst konsequente Deutschlandfunkhörer sagten: „Die sind ganz lustig.“ Allerdings hatten Skupin und Wieprecht nach einem halben Jahr genug vom Erfolg. Denn Morgenmoderatoren müssen um vier Uhr früh aufstehen, um 15 Uhr haben Freunde noch keine Zeit Bier zu trinken, und um 19 Uhr muss man wieder Schlafanzüge anziehen.
Wieprecht und Skupin hörten auf. Dafür machen sie jetzt jeden dritten Samstag im Monat „Schöne Party“-Parties in der Kalkscheune. Regelmäßig kommen 1.500 Leute dorthin. Vorgestern sollte Bommi Baumann DJ sein. Der hat aber Grippe. Stattdessen legte ein Typ mit Palästinensertuch als „DJ Gunter vom Berg“ auf. Daneben steht der Schiedsrichter Günter Eschweiler. Gespielt werden so genannte intime Töne. Das ist „peinliche Musik, die man sich normalerweise nur allein im Auto traut anzuhören“, hatte Skupin vorher als Losung ausgegeben. Für Günter Eschweiler ist das ein Lied von Franz Beckenbauer. Das Publikum sieht aus wie 50 Doktoranden-Colloquien. Akademisierte Menschen, die sich amüsieren und die Becher auch ohne Glaspfand zurückbringen. Endlich mal kein Schönheits- oder Coolnessterror, hier ist Nachtleben keine Arbeit.
Skupin und Wieprecht sind nicht da. Dafür werden den Gästen am Eingang Postkarten in die Hand gedrückt, mit Urlaubsgrüßen aus Helmstedt, von „Robi und Volki“. Die nächste „Schöne Party“ ist am 17. Juni. Ab dem 5. Juli machen Skupin und Wieprecht auch wieder morgens Radio. KÜP
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