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Archiv-Artikel

berliner szenen Städtetour für Haustiere

Wellensittiche winken

Vielleicht hatten sie noch nie den Fernsehturm und das Rote Rathaus gesehen. Sie machten zumindest einen sehr entzückten Eindruck. Aber man kommt als Wellensittich ja auch nicht gerade viel in der Welt herum, wenn man in einem Käfig sitzt. Man kommt eigentlich überhaupt nicht herum, weil man den ganzen Tag nichts anderes sieht als das Zimmer, in dem dieser Käfig steht. Doch nun machten die Wellensittiche in ihrem Käfig einen Ausflug und schienen sich prächtig zu amüsieren.

Ich stand an der Ampel und wartete darauf, dass es grün wird. Der Vogelkäfig in dem Wagen vor mir war so groß, dass er fast die komplette Rückbank einnahm. Ich kurbelte das Fenster ein Stück herunter. Ich hörte, wie die Wellensittiche sich mit ihren Stimmen in ihrer Vogelsprache unterhielten. Sie klangen wie aufgeregte Japaner, die ihren Fotoapparat im Hotel vergessen hatten. Es war ein interessanter Kontrast zu den Auspuffabgasen und dem Motorenlärm der wartenden Autos. Jetzt hatten sie mich auch entdeckt und winkten mir mit ihren Flügeln zu. Ich winkte zurück.

Der Wagen hatte ein Berliner Kennzeichen. Ob man ihn buchen konnte und regelmäßig Stadtrundfahrten für Haustiere darin stattfanden? Oder war das hier eine private und einmalige Stadtrundfahrt, und die junge Frau, die vorne am Steuer saß, war die Besitzerin der Wellensittiche?

Während ich darüber nachgrübelte, wurde es grün. Die Motoren der Autos neben mir spielten mit ihren Muskeln. Dann begannen wir uns alle wieder in Bewegung zu setzen. Die Wellensittiche winkten mir noch einmal zu, dann fuhren sie weiter auf ihrer Reise durch die Stadt. Ich dachte an unseren Goldfisch und fuhr nach Hause. DANIEL KLAUS