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Archiv-Artikel

berliner szenen Rauchen im Salon

Eleganz und Befreiung

Eleganz war Trumpf an diesem Samstagabend im Roten Salon, als der Sammelband „Smoke Smoke Smoke that Cigarette“ vorgestellt wurde. Klaus Bittermann, der Tiamat-Verleger, trug ausgefallene Schuhe, Anzug, einen Leonard-Cohen-Hut und holte irgendwann, nachdem er über rauchende Frauen im Film noir und die Bedeutung der Zigarette für die Emanzipation der Frauen gesprochen hatte, eine Teleskopzigarettenspitze heraus, die ausgezogen gut einen Meter lang war.

Jenny Zylka, deren schöne Geschichte von einer Lord-Extra-kettenrauchenden Oma handelte, trug ein schickes Kostüm. Franz Dobler, der eine entschlossene Raucherin im roten Kleid porträtierte, sah super aus. Die anderen aber eigentlich auch. Der Ex-Vielraucher Wolfgang Müller erinnerte sich an ein Pornoheft, das die ersten Teenagerzigaretten begleitete, kam auf Karl May zu sprechen und endete mit der klassischen These, dass sexuell befreite Menschen nicht mehr rauchen brauchen.

Uli Hannemann, der sich aus Protest das Nichtrauchen wieder abgewöhnt hat, verlas ein grotesk nikotinspritzendes Märchen, das von einem Liebesabenteuer des Prinzen Dänemark erzählte. Der Musiker Danny Dziuk erinnerte daran, dass ein großer Teil der 3.000 unter Passivrauchertod Subsumierten über 85 gewesen seien, und Klaus Bittermann beendete den Abend mit einem Zitat des Countrymusikers Kinky Friedman: „Man muss daran arbeiten, ein guter Raucher zu sein.“

Er war ein bisschen traurig, dass der Rote Salon nur halbvoll gewesen war. Rauchen ist ja ein wichtiges Thema, das nicht nur Raucher betrifft. Auf den Verbotsschildern in der Volksbühne steht: „No smoking – it is against the law“. DETLEF KUHLBRODT