berlinalie: Saubere Distanz
Gut, Leute, da sind wir wieder. Potsdamer-Platz-Bashing ist out, alles wird positiv, sogar Wettbewerbsschinken wie „Feind vor den Toren Brandenburgs“ oder wie der heißt. So brachte Stalingrad wohl zum ersten Mal Geld in die Region: Wäre es nicht schön, einen T-34-Panzer vorm Berlinale-Palast zu parken, mit kurz berockten Russinen, die Fahnen schwenken? Sonst schreiben wieder alle über die Stolperstufen. Ich fand ja die Videoleinwand schlimmer, auf der letzte Berlinale der immer gleiche Trailer lief.
Ansonsten werde ich den Po-Platz diesmal aus sauberer Distanz beobachten. Habe mir vor zwei Wochen einen klebrigen Tisch in der Stabi-Cafeteria ausgeguckt, von dem ein Spalt am Musicaltheater den Blick frei gibt auf McDonald’s, die Treppe, den roten Teppich und auf ein Zipfelchen Hyatt-Hotel. Man hat seine Ruhe vor Filmverrückten, der Kaffee ist o. k., einziger Nachteil: Die Stabi verlangt neuerdings Tageskarten von Ausweislosen. Die kosten 1 DM an einem ranzigen Automaten, sind aber übertragbar und viel schöner als Computerkinokarten. AB
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