berlinalie: emir kusturica
Philharmo-Pogo
Für Außenstehende umgibt die Filmfestspiele eine Anmutung des Außergewöhnlichen. Doch die meisten Berlinale-Partys sind bei weitem nicht so glamourös und exklusiv, wie es die Verknappung der Zutrittsmöglichkeiten – ohne Einladung kein Einlass – glauben machen könnte.
Auch bei der Feier von Emir Kusturicas Band „No Smoking“, die der Regisseur mit einem Dokumentarfilm bedacht hatte, war das nicht anders: Das Freibier im Foyer der Philharmonie brachte lediglich den Smalltalk in Schwung, bis die Band kurz nach ein Uhr die zur Bühne umgerüstete Freitreppe betrat. Wer den Film gesehen hatte, der hatte immerhin gelernt, dass es sich bei den einzelnen Musikern um begnadete Instrumentalisten handelt – eine Tatsache, die sich dem unvorbereiteten Hörer leider nicht sofort erschließt. Denn „No Smoking“, deren Ruhm Emir Kusturica durch seine Beteiligung am Bass und nun auch mit seinem Film befördert hat, sind so etwas wie die Pogues vom Balkan, ihren Stil tauften sie treffend „Unza Unza“. Was deutlich macht: Subtilität ist ihre Sache nicht, Hau-drauf-Humor schon eher. So turnen sie sich durch ihr Repertoire, bis die Zuhörer entweder ekstatisch zu zappeln beginnen oder aber nach einer Weile der Ratlosigkeit fluchtartig das Gebäude verlassen. In der Philharmonie haben sie es am Ende ihres zweistündigen Sets immerhin geschafft, einen Teil der Anzugträger zum Pogo zu bewegen. Der Rest hat sich bis dahin besinnungslos getrunken. bax
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