bäder-betriebe: Unbeliebter geht es nicht
Um den Preis der unbeliebtesten Institution der Stadt streiten sich nicht wenige – die Bankgesellschaft zum Beispiel, die BVG und die Sozialämter. Keine freilich hat es binnen kürzester Zeit zu solcher Abneigung gebracht wie die Berliner Bäder-Betriebe.
Kommentar von UWE RADA
Wenn es dazu noch eines Beweises bedurft hätte – am Samstag wurde er erbracht. Allen Versuchen von Bäder- und Wachschutzbediensteten (beide sprachen übrigens im gleichen Slang) zum Trotz waren es diesmal nicht die Kreuzberger Chaoten, die dem Rest der Welt das Vergnügen vermiesen.
Im Gegenteil: Sowohl im Prinzenbad selbst als auch draußen fand die Freischwimmaktion samt Sturm über die Kassenhäuschen großen Beifall. Selbst als nach dem Verschwinden der letzten Demonstranten die ersten Schwimmwilligen wieder vor den verschlossenen Kassen standen, bekamen es die Bäderschützer mit der Wut ihrer Kunden zu tun. „Nicht die Chaoten sind schuld, sondern die Eintrittpreise“, schallte es ihnen entgegen. Solchen Unmut kennt man sonst nur von wütenden Aktionären auf irgendwelchen Hauptversammlungen.
Doch die Bäder-Betriebe sind keine Aktiengesellschaft, sondern noch immer mehrheitlich im Besitz des Landes. Nur die Badegäste, die können wie die Aktionäre den Daumen senken, wegbleiben, die rote Karte zeigen. Eigentlich müssten bei den Bäder-Betrieben die Alarmglocken läuten.
Aber die Sperrung des Bads noch Stunden nach der Aktion zeigt, dass die hoch dotierten Bäderchefs offenbar gar keine Kunden mehr wollen. Nur der Senat scheint das immer noch nicht gemerkt zu haben.
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