ausgeschrieben: Dem Kind einen Namen
Es ist Hamburgs bestoßzahnter ganzer Stolz: das Exotiktiergehege Hagenbeck. Und will verständlicherweise nicht immer nur genannt werden im Zusammenhang mit traurigen Eisbärenaugen, den rassistischen Menschenschauen des Firmengründers oder auch dubios nachgedunkeltem Kunsthandwerk. Nein, lieber machen die zerstrittenen Zoobetreiber mit niedlichen Tierkindern auf sich aufmerksam – so wie der jüngsten „kleinen Sensation“ (wie’s der ebenfalls ja dem Stoßzahngetier verbundene NDR zu formulieren beliebte).
Ein Albino-Seebärenbaby kam Mitte Juni zur Welt und entzückt mit seinen Entwicklungsschritten die dauergerührte Welt: erstes Mal in der Öffentlichkeit – nicht zu verwechseln mit irgendeiner Freiheit, aber zu viel Sonne wäre auch gar nicht gut für seine roten Augen; Schwimmen lernen; der Führerschein ...
Zugegeben: Letztgenannten haben wir erfunden. Aber um schwarmbasierte Kreativität geht es auch. Denn das farbstoffgestörte Flossentierchen hat noch keinen Namen. (Ob es, würde er ihm zugerufen, aber auch folgte?) Also haben sich der Zoo und der Sender zusammengetan: „Wie soll Hagenbecks Albino-Seebärenbaby heißen?“, darüber können die Menschen noch bis kommenden Dienstag, 12 Uhr, online abstimmen.
Nun ist ja die beteiligte Seebären-, nein, Hamburgwelle 90,3 in Sachen maritimer journalistischer Kompetenz, was Hagenbeck für die Nachzucht von Wassersäugern ist. Und deshalb wissen die Kolleg*innen natürlich, was einst dem britischen Natural Environment Research Council widerfuhr, als diese britische Umweltorganisation mal ein neues Forschungsschiff zu benennen auslobte: In der Onlineabstimmung setzte sich der herrliche Nonsens „Boaty McBoatface“ durch, also in etwa „Schiffiges McSchiffsgesicht. Am Ende hieß der Polarkreuzer dann aber doch nach dem Tierfilmer und Naturforscher David Attenborough. Vermutlich deshalb müssen Vorschläge nun “südamerikanisch oder spanisch klingen“ – was heißt eigentlich „Boot“ en castellano? Alexander Diehl
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