piwik no script img

aufregerBittere Armut in Papua-Neuguinea – die Regierung kauft Luxusautos

In Papua-Neuguinea wächst der Unmut über den Kauf von 40 Maserati Quattroporte durch die Regierung vor dem Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft Apec. Hochrangige Gäste sind im November eingeladen, unter ihnen der amerikanische Vizepräsident Mike Pence und der chinesische Präsident Xi Jinping. 40 neue Luxusfahrzeuge hat die Regierung aus Italien einfliegen lassen.

Bis zu 200.000 Euro kostet ein Quattroporte. Kritiker sprachen am Wochenende von einer Verschleuderung öffentlicher Gelder. Denn Papua-Neuguinea gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Die Nation hat eine der höchsten Raten an häuslicher Gewalt und Vergewaltigungen.

Es fehlt an allem: Schulen, Straßen, Kommunikationsmitteln und guter medizinischer Versorgung. HIV-Aids ist in einigen Regionen endemisch. Im Juni musste die Regierung den Notstand ausrufen, weil sie einer Kinderlähmung-Epidemie nicht Herr wurde. Australien musste Millionen Dollar zuschießen, damit Krankenhäuser Impfstoff kaufen konnten.

„Es ist absurd, unsere Leute haben es besser verdient“, wettert die Twitter-Autorin Tannah im Kurznachrichtendienst gegen den Maserati-Kauf. Der Kommentator Keith Jackson sagte australischen Medien, der Autokauf sei eine „totale Perversion“ der melanesischen Gastfreundschaft durch „ego-getroffene“ Politiker.

Der für die Konferenz zuständige Minister Justin Tkatschenko weist jede Kritik zurück. Der Privatsektor werde für die Luxusautos bezahlen, versicherte er. Die Fahrzeuge würden nach der Konferenz weiterverkauft.

Wenig Freude an der Situation haben die Länder, die Papua-Neuguinea unterstützen – allen voran Australien. Knapp 100 Millionen Euro pumpt Canberra in die Konferenz – Hunderte weitere Millionen fließen pro Jahr als Entwicklungsgelder nach Port Moresby.

Papua-Neuguinea wird nach der Apec-Konferenz nicht nur eine neue Flotte von Luxusfahrzeugen haben, sondern auch Dutzende Rettungswagen. Diese sind zumindest kostenlos. So hat Japan Papua-Neuguinea 22 Ambulanzfahrzeuge geschenkt. China griff für 9 Feuerwehrautos tief in die Tasche.

Selbstlos ist die Großzügigkeit nicht: Papua-Neuguinea ist der bedeutendste Empfänger der Geschenk- und Kreditvergabe Chinas unter den ärmeren Ländern im Pazifik. 2018 pumpte Peking Millionen Dollar in den Ausbau von Infrastruktur und in die Videoüberwachung. Im Gegenzug erhofft sich Peking vor allem einen erleichterten Zugang zu den Rohstoffvorkommen in Papua-Neuguinea.

Urs Wälterlin, Canberra

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen