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auf augenhöheFast Food für die Angepassten

Weil’s besser schmeckt

Schicke Partys in leeren Fabrikhallen sind in. Zwar haben die Start-up-Firmen, die sie in großem Stil einführten, kein Geld mehr für Sperenzien, aber jetzt hat die Old Economy das Terrain übernommen. Burger King zum Beispiel feiert richtig: mit Bier und Burgern, Girls und Girlanden. Die Location: eine leer geräumte Halle auf dem BVG-Betriebshof im Wedding. Das passt zum Anlass, obwohl Flugzeuge – für Wedding ist Schönefeld ein Segen – kaum 100 Meter hoch drüberdonnern.

Burger King hat sich nämlich einen Bus besorgt und ihn im Ladenstyle umgebaut. Zwar gibt es in der fahrenden Fast-Food-Fressbude nix zu essen, dafür wummern die Bässe anhörlich gut. „Satt durch die Nacht“ heißt die Werbeaktion, die zu feiern Burger King einiges auffahren lässt: zum Beispiel Partner, „die nicht nur Action, sondern vor allem hübsche Mädchen bieten“. Das sagt der Conferencier des Abends, ein Moderator von Radio NRJ. Die acht Cheerleader der Berlin Thunder hüpfen zwar nicht immer synchron, aber dafür haben fünf ein Bauchnabelpiercing, und alle sind frisch rasiert unter den Achseln.

Das freut den Radiomoderator, der innerhalb von ein paar Sekunden sechs Markennnamen aufzählen kann, sichtlich. Radio Energy – das ist der Dumpfbackensender, der Anfang der 90er-Jahre die Frequenz des alternativen Radio 100 übernommen hat. Aber das Leben ist manchmal gerecht – die Moderatoren sehen so aus, wie sie reden: „Börlin Zander“, sagt die lockige Cecile Dütsch, wenn sie von den Berlin Thunders redet; und der hemdsärmelige Fabian Wachsmann macht einen Witz: „Hier stehen sonst die Doppeldecker; damit Sie wissen, wo, wenn Sie einen klauen wollen.“

Spaß hat man auch am Rand des Festes. Am Holsten-Stand gibt es nicht nur Bier in Plasteflaschen, der Barkeeper, der aus jedem Gezapften ein Kunstwerk macht, weiß auch Bescheid: „Holsten Edel hebt den Wedel und knallt im Schädel.“ Ein paar Meter weiter verspricht Frozen Planet, ein Anbieter von Frozen-Margerita-Maschinen, „ein neues kometenhaftes Geschäft für Sie“. Das dürfte auch den schwarzen Rapper Erik Solo („Baby, bleib bei mir“) zur Verzweiflung bringen – schließlich beherrscht er die Sprache der Leitkultur perfekt.

Natürlich nimmt der verantwortliche Burger-King-Manager den Mund ziemlich voll. Das „Satt-durch-die-Nacht-Menü“ sei etwas nie Dagewesenes: ein Triple-Whopper mit Pommes und Cola für 9,99 Mark. Dafür bekommt man beim Inder in der Oderberger oder beim Thailänder in der Zossener ein vollständiges Abendbrot, den halben Liter Bier inklusive.

Die Party steigt dennoch: Die „NRJ-Promo-Schlampe“ zerschlägt eine Flasche Champagner, Angestellte in C&A-Anzügen fordern ihre Kolleginnen zum Tanz, und im Dixie-Dörfchen gibt es Stau vor den Türen. Ab zehn ist allerdings langsam Schluss – nach der Arbeit ist vor der Arbeit. „Diktatur der Angepassten“, singen Blumfeld neuerdings ziemlich old-schoolig dazu, aber das hat der Energy-DJ nicht dabei. Zurück in Kreuzberg, wird einem bewusst, was Berlin auch lebenswert macht: sein Fast Food. Ein Hoch auf den Chicken Döner! Zum Beispiel den in der Wiener Straße für 2,49 – weil’s besser schmeckt.

RICHARD ROTHER

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