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american pieLisa Leslie dominiert All-Star-Match der WNBA

Das Haarteil bleibt oben

And them good ol’ boys were drinkin whiskey and rye

Einer der witzigeren Momente der Olympischen Spiele 2000 in Sydney kam, als die australischen Basketballerinnen Michelle Timms und Lauren Jackson nach dem verlorenen Finale gegen die USA im Fernsehen heftig kichernd darüber witzelten, wie Jackson ihrer Gegenspielerin Lisa Leslie beim Kampf um einen Rebound das Haarteil heruntergerissen hatte. „Ich dachte erst, es wäre eine Ratte“, prustete Jackson, Lisa Leslie hingegen war nicht amüsiert. Sie unterstellte der Australierin Absicht, was diese entschieden bestritt.

Inzwischen spielt die 20-jährige Lauren Jackson, seit Jahren als der Welt größtes Talent im Frauen-Basketball gefeiert, bei Seattle Storm in der Profiliga WNBA, und am Montag stand sie beim All-Star-Game gemeinsam mit Lisa Leslie im West-Team. Die Haarteil-Affäre ist längst vergessen, beide spielten prächtig zusammen und trugen wesentlich dazu bei, dass der Osten vor 17.000 Zuschauern in Orlando mit 80:72 geschlagen wurde. Beste Spielerin des Matches: Lisa Leslie von den Los Angeles Sparks mit 20 Punkten, 9 Rebounds und einem Assist. Das ging an Lauren Jackson, die mit 11 Punkten im Schatten der acht Jahre älteren zweifachen Olympiasiegerin Leslie stand.

Das ist in der Liga nicht anders. Los Angeles dominiert derzeit die WNBA und scheint Dauermeister Houston Comets, in dieser Saison seiner Stars Cynthia Cooper (Karriereende) und Sheryl Swoopes (Verletzung) beraubt, beerben zu können. Die Australierin spielt dagegen bisher nicht berauschend beim mittelmäßigen Team aus Seattle. „Ich bin noch nicht richtig zu Hause in dieser Liga“, sagt Jackson, die lange überlegt hatte, noch ein Jahr in ihrer Heimat zu spielen. Topscorerin bei den Storm ist sie mit 15,1 Punkten im Schnitt dennoch, und sie war eine von nur vier ausländischen Spielerinnen beim All-Star-Game. Der internationale Appeal, auf den die WNBA in der Vergangenheit massiv setzte, hat deutlich nachgelassen, außer Jackson schafften nur die Liga-Veteraninnen Elena Baranowa, Ticha Penicheiro und Janeth Arcain den Sprung nach Orlando.

Anlässlich des All-Star-Games zog WNBA-Präsidentin Val Ackerman eine positive Zwischenbilanz. Sie verwies auf die 170 Länder, in die das Spiel übertragen wurde, und sagte: „Ich denke, die meisten Leute haben begriffen, dass es eine professionelle Frauen-Basketballliga in den USA gibt, in der auf extrem hohem Niveau gespielt wird, und dass diese Liga Bestand hat“. Optimistische Worte, die eine gewisse Ratlosigkeit übertünchen, die im fünften Jahr grassiert. Der Zuschauerschnitt ist von 10.869 in der zweiten Saison auf 8.526 gefallen, die Einschaltquoten im Fernsehen sind ebenfalls gesunken, die Liga macht weiter Verluste. Patentrezepte, diesen Trend zu stoppen, gibt es nicht. Nachdem zuerst versucht wurde, Familien in die Hallen zu bekommen, ist man jetzt dazu übergegangen, weibliche und verstärkt auch lesbische Sportfans anzusprechen. Val Ackerman lässt keinen Zweifel daran, dass die NBA, die hinter der Liga steht, irgendwann Profit sehen will. Noch hat sie Geduld. Im Moment, so Olympiasiegerin Dawn Staley, „hat niemand das Gefühl, dass die WNBA in absehbarer Zeit verschwinden könnte“. MATTI LIESKE

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