piwik no script img

american pieKnicks und Rangers suchen Wege aus der Sackgasse

Sportliche Flaute in New York

Gäbe es nicht die Yankees, Dauerchampion der Major League Baseball, New York City wäre längst einer massiven sportlichen Depression anheim gefallen. Nun gut, das Football-Team der Giants stand im Januar in der Super Bowl und die Basketballer von den New York Knicks schafften es vor zwei Jahren ins NBA-Finale. Dumm nur, dass beide Teams verloren. Ganz übel steht es um die Eishockeycracks der Rangers, die schon gar nicht mehr wissen, wie ein Play-off-Match in der NHL geht.

Rangers und Knicks unterstehen der Obhut des Madison Square Garden, dessen Geschicke zehn Jahre lang von Präsident Dave Checketts bestimmt wurden. Nachdem in diesem Jahr die Knicks schon in Play-off-Runde eins gegen Toronto ausschieden, war die Ära Checketts endgültig beendet. Der Basketballfan hat es geschafft, das Team mit unklugen Personalentscheidungen in eine überaus düstere Sackgasse zu manövrieren. Das kostete ihn schließlich den Job.

Als besonders verderblich für die nähere Zukunft erwies es sich, vor einem Jahr Pat Ewing nach Seattle ziehen zu lassen. Der Vertrag des Centers wäre jetzt abgelaufen, was den Knicks jede Menge Spielraum unterhalb der Gehaltsobergrenze in der NBA gegeben hätte. So aber bekamen sie durch den Ewing-Trade den Ex-Allstar Glen Rice und dessen wohldotierten Vertrag aufgebrummt. Da zudem andere betagte oder langzeitverletzte Spieler wie Larry Johnson, Mark Jackson oder Luc Longley immense Gehaltssummen blockieren, war man jetzt nicht in der Lage, dringend benötigte Verstärkungen wie Center Dikembe Mutombo, Point Guard Gary Payton oder den begehrten Chris Webber zu holen, der gern nach New York gekommen wäre, aber schließlich in Sacramento verlängerte.

Stattdessen gaben die Knicks ausgerechnet Allan Houston einen neuen Sechsjahresvertrag über 100 Millionen Dollar. Damit perpetuieren sie eine Situation, die ihnen letzte Saison Riesenprobleme bereitete. Houston sieht sich als bester Shooting Guard der Liga, „leider glauben viele, dass er nicht mal der beste in New York ist“, spottete die New York Times. Schließlich spielt Publikumsliebling Latrell Sprewell dieselbe Position, und dies in kritischen Phasen wesentlich effektiver. Es wäre jetzt an der Zeit, Spieler wegzuschicken, „die nicht alles geben“, hatte ein wütender Sprewell nach dem Aus gegen Toronto gesagt. „Ich glaube nicht, dass er mich gemeint hat“, sagt Houston. Nicht wenige glauben aber genau das.

Ein dunkles Kapitel ist auch die Geschichte der Draft Picks unter Checketts. Der letzte Spieler, der vom College zu den Knicks kam und ein überdurchschnittlicher NBA-Profi wurde, war 1988 Rod Strickland. Auch das ein Grund für die Asymmetrie des Kaders. Während die Knicks fatale Defizite auf der Center-Position haben, wimmelt es im Team von Forwards, da nicht nur Clarence Weatherspoon dazu kam, sondern auch Shandon Anderson. Der wurde letzte Woche in einem Trade geholt, welchen die Times als „eine Art Gebrauchtwagenhandel“ bezeichnete. Der teure und überflüssige Glen Rice konnte endlich zu den Houston Rockets abgegeben werden, dafür kamen Anderson und Howard Eisley, wodurch auf der Spielmacher-Position nun mit Eisley, Mark Jackson und Charlie Ward drei solide, aber keinesfalls erstklassige Point Guards um Spielminuten rangeln. Klar scheint: Trotz der zweithöchsten Gehaltssumme der NBA werden die Knicks diese Saison wieder nicht um den Titel spielen.

Die Rangers sind sogar das teuerste Team der NHL, aber noch schlechter dran, zumal sie jede Saison erleben müssen, wie die Nachbarn von den New Jersey Devils mit der halben Gehaltssumme dem Stanley Cup zuleibe rücken. Sicher hätte ihnen der Tscheche Jaromir Jagr Auftrieb geben könne, doch Manager Glen Sather war der Stürmer aus Pittsburgh zum Entsetzen der Fans mit 29 Jahren zu alt. Wie es aussieht, setzen die Rangers jetzt auf Eric Lindros. Der ist genau ein Jahr jünger, hat sechs Gehirnerschütterungen hinter sich und seit 14 Monaten nicht mehr gespielt.

MATTI LIESKE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen