alle jahre: der festlichkeit entrinnen – nur wie?: Schnell ins Konzert!
Konzerte in bremen
von andreas schnell
Bei so viel grassierender Festlichkeit tut es so gut, dass auf mensche Menschen Verlass ist, in diesem Fall auf die von Sissi und der Chinesischen Wäscherei, wie sich ein Kollektiv nennt, das in der Friese unregelmäßig regelmäßig immer wieder Abende anbietet, die Freundinnen und Freunde irgendwie anderer, oft neuer, meistens unakademisch experimenteller Musik bedenkenlos anprobieren können. Der Einsatz ist gering, die Kaltgetränke ebenfalls erfreulich günstig, und die Musik bewegt sich in jedem Fall eher weit von dem, was nicht nur derzeit fast allerorten zu hören ist. Am heutigen Samstagabend ist es wieder so weit. Ab 21 Uhr treten dort Tarzana, Daniel Voigt, Gordon Ashworth und Suspicion Breeds Confidence auf, musikalisch stehen Outsider Psychedelia, Tape Loops und Kraut-Elektronik auf dem Programm. Sehen wir uns dort?
Ähnlich unfestlich ist die Musik der Stuttgarter Band Die Nerven. Deren vorletztes Album „Fun“ wurde bei Spiegel online zu einer der „wichtigsten und besten deutschsprachigen Platten dieses Jahrzehnts“ gekürt, was natürlich ein bisschen fragwürdig ist in seiner Superlativität, aber schon in Ordnung geht. Immerhin kommt das Feuilleton schon nicht mehr an ihnen vorbei, und zweitens machen Die Nerven auch recht schöne Musik im Gefolge von Punk und Hardcore, veröffentlichten als erste Deutsch singende Band auf dem legendären Label Amphetamine Reptile Records (Helmet, Killdozer, The Jesus Lizard, Boredoms und andere im Sinn), dem sie musikalisch wiederum einiges schulden. Gibt es am Dienstag ab 20 Uhr im Lagerhaus zu erleben.
Ansonsten verstärkt sich auf Bremer Bühnen der Trend auch im Jahre 2015 wieder zur zumindest gefühlt jährlichen Wiederkehr alter Bekannter wie den Folk-Rock-Multiinstrumentalistinnen von Katzenjammer, die am Donnerstag ab 20 Uhr im Pier 2 gastieren, oder Ska-Urgestein Dr. Ring Ding, der am Freitag ab 19 Uhr im Tower auftritt. Und auch M. Walking On The Water sind nicht zum ersten Mal seit ihrer Reunion vor nun auch schon wieder fast zehn Jahren wieder in der Stadt. Immerhin: „Party In The Cemetery“ dürfte noch dem einen und der anderen in den Ohren klingen und wahrscheinlich am Freitag ab 19.30 Uhr im Lagerhaus zu seinem Recht kommen.
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