„afrikas erster weltkrieg“: elf länder, ein kontinuum von konflikten :
■ Dem. Rep. Kongo
Bevölkerung: 58,3 Mio.
Konfliktgeschichte: Kriege 1996–1997 und 1998–2003, hunderttausende Tote und drei Millionen indirekte Kriegsopfer. Halb Afrika militärisch und/oder ökonomisch beteiligt.
Heute: Friedensprozess mit Allparteienregierung und UN-Truppen, Wahlen Juni 2005 geplant. Aber weiterhin politischer Streit, Kämpfe im Ostkongo, verbreitetes Elend der Bevölkerung.
■ Ruanda
Bevölkerung: 8,4 Mio.
Konfliktgeschichte: Völkermord 1994 mit 1 Million Toten. Völkermordtäter flohen nach Kongo, Ruanda unterstützte Kongos Rebellen.
Heute: stabil, aber autoritär, Transitland des Rohstoffexports aus Ostkongo. Weiter Konflikt mit Hutu-Milizen dort.
■ Burundi
Bevölkerung: 6,2 Mio.
Konfliktgeschichte: Krieg 1993–2002 mit über 300.000 Toten. Viele Flüchtlinge und Milizen in Kongo und Tansania.
Heute: Friedensprozess mit Allparteienregierung und UN-Truppen, Wahlen April 2005 geplant. Aber noch Milizen aktiv, wenig Vertrauen zwischen Hutu- und Tutsi-Politikern.
■ Uganda
Bevölkerung: 26,1 Mio.
Konfliktgeschichte: Diktatur und Kriege in den 80er-Jahren mit über 500.000 Toten. Sudan und Kongo unterstützten in 90er-Jahren Ugandas Rebellen, Uganda unterstützte Rebellen in Sudan und Kongo.
Heute: politisch stabil, aber Mehrparteiendemokratie eingeschränkt, weiter Krieg im Norden mit Millionen Flüchtlingen.
■ Kenia
Bevölkerung: 32,4 Mio.
Konfliktgeschichte: traditionell Drehscheibe des Außenhandels der Region, inklusive Waffen und Hilfsgüter.
Heute: Politische Reformen seit Wahlen 2002, Hoffnung auf Wirtschaftsblüte. Gastgeber für Somalia-Friedensgespräche. Aber Probleme mit Waffenschmugglern und Islamisten.
■ Tansania
Bevölkerung: 36,1 Mio.
Konfliktgeschichte: einst politische Basis vieler Befreiungsbewegungen der Region, von Uganda bis Südafrika; Friedensvermittler für Burundi.
Heute: Gastgeber der jetzigen Friedenskonferenz.
■ Sambia
Bevölkerung: 8,4 Mio.
Konfliktgeschichte: Friedensvermittler für Angola und Kongo.
Heute: Flüchtlinge und Schmuggler aus diesen Ländern weiter aktiv.
■ Angola
Bevölkerung: 13,3 Mio.
Konfliktgeschichte: Jahrzehntelang Befreiungs- und Bürgerkrieg bis 2002 mit über 1 Million Toten unter Beteiligung der Supermächte und Südafrikas.
Heute: Größte Ölvorkommen und stärkste Armee der Region. Wenig politische Öffnung oder ökonomische Transparenz.
■ Kongo-Brazzaville
Bevölkerung: 3,8 Mio.
Konfliktgeschichte: Politische Wirren und Bürgerkrieg 1992–2002 mit zehntausenden Toten. Basis für fliehende Milizen aus Angola, Kongo und Ruanda.
Heute: Drehscheibe des regionalen Diamantenschmuggels.
■ Zentralafrikanische Rep.
Bevölkerung: 3,7 Mio.
Konfliktgeschichte: einst Basis französischer Militärinterventionen in Afrika, dann Wirren und Bürgerkrieg unter Beteiligung von Kongo, Tschad, Sudan und Libyen bis Militärputsch 2003.
Heute: Durchzugsgebiet für Milizen und Banditen aus allen Nachbarstaaten.
■ Sudan
Bevölkerung: 39,1 Mio.
Konfliktgeschichte: Krieg im Südsudan seit 50er-Jahren mit über 2 Millionen Toten, Friedensprozess dort seit 2002. Brachte Machthaber in Tschad an die Macht, unterstützte Islamisten in Ostafrika.
Heute: Krieg im Westsudan (Darfur) mit Millionen Vertriebenen, bröckeliger Friedensprozess im Südsudan und unklare politische Aussichten. D.J.