Zwischen Widersprüchen und KI: Digitale Patientenakte für alle gestartet
Die elektronische Patientenakte gibt es ab jetzt bundesweit für die gesetzlich Versicherten. Doch die Kritik ist nicht ausgeräumt.
Ursprünglich hatte der Start der neuen Technologie schon vor zwei Monaten stattfinden sollen, nach einer Testphase in drei Pilotregionen. Doch zum Jahreswechsel wiesen Expert:innen des Chaos Computer Clubs (CCC) auf ernstzunehmende Sicherheitslücken hin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verschob daraufhin den bundesweiten Start. Ihm zufolge sind die Probleme nun behoben – auch wenn Sicherheitsexpert:innen Zweifel daran äußern.
Die Nutzung der Akte soll für Leistungserbringer wie Krankenhäuser, Praxen und Apotheken zunächst freiwillig sein und erst ab Oktober Pflicht. Patient:innenseitig haben laut Lauterbach rund 5 Prozent der Versicherten widersprochen.
„Der Patient wird mündiger, weil er seine eigenen Befunde und Krankheitsergebnisse sehen kann“, sagte Lauterbach zum bundesweiten Start der ePA. Er verwies außerdem auf eine „wesentliche Verbesserung“ der Forschung. Gerade im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz gebe es hier viele Möglichkeiten.
„Die ePA hat das Potenzial, die Gesundheitsversorgung effizienter, sicherer und transparenter zu gestalten“, sagt Lucas Auer, Gesundheitsexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Es sei jedoch wichtig, dass Patient:innen eine informierte
Entscheidung für oder gegen die ePA treffen könnten. Doch die Aufklärung, insbesondere zu den möglichen Risiken der ePA, sei bislang zu kurz gekommen.
Unter anderem der CCC und Gesundheitsverbände wie die Deutsche Aidshilfe hatten darüber hinaus zum Start der Pilotphase gefordert, dass Expert:innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft ermöglicht werden müsse, das System auf Sicherheitsrisiken zu testen und diese damit zu bewerten – etwa durch eine Offenlegung der Quelltexte.
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