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Zwischen Himmel und Großstadt

■ Kampnagel: Das Kindermusical Arriman hat jetzt eine Fortsetzung – Die Rückkehr des Bösen

Grau sind die Kulissen, grau ist der November und grau sind auch die Aussichten für Schloß Dunkelmoor, in dem Arriman der Schreckliche bisher wohnte und in den vergangenen fünf Jahren auf Kampnagel Kinder und Erwachsene begeisterte. Wer will es dem Zauberer und Herrscher über das Reich der Finsternis übelnehmen, daß er sich am Ende des ersten Teils des Musicals an die Côte d'Azur zurückzieht, um dem grauen Alltag zu entgehen?

Im Schloß geblieben ist Ferdinand Fratz, Arrimans Nachfolger und Hauptdarsteller von Arriman II – Die Rückkehr des Bösen. Vom kommenden Mittwoch an soll Fratz die verstreuten Stücke eines versteinerten Zaubermantels zusammenfügen, mit dessen Hilfe das Reich der Finsternis regieren und sich gegen die böse Spinne Ma-dame Olympia wehren – ganz schön viel für einen Elfjährigen.

Ach ja, und dann sind da noch die Baulöwen, die aus dem Schloß ein Hotel machen wollen, und die Archäologin Fräulein Pflug, die arglos den ganzen Burgalltag in Unordnung bringt.

„Realität mit Magie verknüpfen“, hatten sich die Schauspieler der Gruppe MäGäDäm/Aprillfrisch für Arriman II vorgenommen. Also darf Fratz in dem „schaurig-schönen Märchenmusical“ kräftig zaubern und hexen, während Fräulein Pflug zweifelt und analysiert und im Prinzip an gar nichts glaubt. Sie lernt stellvertretend für das Publikum, daß es zwischen Himmel und Großstadt Dinge gibt, die sich nicht rational erklären lassen.

Sich ausgedacht und mit Musik unterlegt hat die Truppe die Fortsetzung selbst. Sie besingen und spielen, wie der Zauberernachwuchs mit der Fülle an Aufgaben umgeht. Fratz hat Angst, zweifelt, ärgert sich – oder er lacht, spielt und neckt seiner Widersacherin Madame Olympia.

„Während der Proben sind immer neue Details dazugekommen“, beschreibt die Gruppe ihre Arbeit. Ein Teil hat die Geschichte entworfen, „und dieses Gerüst haben wir dann über den Haufen diskutiert“, lacht Rolf Claussen, der den Schloßsekretär Bleibesser spielt.

Herausgekommen ist ein Musikstück ohne Sozialkritik und mahnend erhobenen Zeigefinger, dafür mit Pointen für alle Altersklassen. Darüber, daß Kinder das Stück nicht verstehen könnten, macht die Gruppe sich keine Sorgen. „Die Kinder lachen an ganz anderen Stellen als die Erwachsenen“, erzählt Claussen. „Unsere Vorstellungen sind völlig unterschiedlich.“

Ein Rest Unberechenbarkeit bleibt auch in der Handlung des Stückes: Das Böse, dessen Rücckehr MäGäDäm/Aprillfrisch im Titel der Arriman-Fortsetzung ankündigt, wird auch an ihrem Ende nicht endgültig ausgelöscht. Aber die Hoffnung besteht, daß Fratz sich nicht schon in diesem Jahr auf den Weg an die Côte d'Azur machen muß.

Judith Weber

Premiere: Mi, 27. November,

11 Uhr, Kampnagel, k2, bis 21. Dezember

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