piwik no script img

ZweiradtourismusRadfahrer sollen abtauchen

Der neue Fernradweg nach Usedom soll Berliner an die Ostsee locken. Doch die Strecke ist noch löchrig. Und Schilder fehlen auch.

Wo bitte geht's hier zur Ostsee? Bild: AP

Die Badewanne der Berliner ist jetzt auch über einen Fernradweg zu erreichen - zumindest theoretisch. Trotz einiger Baulücken auf der 350 Kilometer langen Strecke hat der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) die Strecke zwischen Hauptstadt und der Ostseeinsel Usedom schon am Dienstag eröffnet - nach zehn Jahren Planungs- und Bauzeit.

"Der Fahrradtourismus in Berlin erlebt einen Boom", sagte der ADFC-Landesvorsitzende Benno Koch. Rund ein Drittel der Berliner mache jährlich eine Radtour nach Brandenburg, "mindestens 350.000 Berliner fahren mehr als zehnmal jährlich raus mit dem Rad." Noch aber ist es schwierig, den neuen Radweg überhaupt zu finden, denn die 20 Kilometer lange Anfangsstrecke durch Berlin wird erst Ende des Jahres ausgeschildert.

"Wenn man den Weg schon kennt, kommt man ganz gut durch Berlin", sagte Heribert Guggenthaler, der bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für die Planung und Gestaltung von Straßen und Plätzen zuständig ist. Von den 14 Berliner Bauabschnitten seien sechs noch unvollendet, so Guggenthaler. Dort muss man absteigen, Umwege in Kauf nehmen oder mit holprigem Untergrund klar kommen - etwa im Mauerpark.

Insgesamt hat der Fernradweg laut ADFC rund 20 Millionen Euro gekostet. Zahlreiche Kommunen teilten sich die Finanzierung, dazu gab es Fördergeld aus verschiedenen Töpfen. Berlin hat 250.000 Euro aus dem Landesetat zugeschossen. Nach Angaben des ADFC hat jeder neu gebaute Kilometer des gesamten Radweges etwa 150.000 gekostet - teilweise werden bestehende Straßen genutzt. Die Planung war kompliziert, berichtete Koch. Denn es fehle eine zentrale Stelle, die den Radtourismus koordiniere. Koch: "Das war so, als müsse man den Bau einer Autobahn bei jeder Kommune einzeln beantragen."

Der Weg an die Küste beginnt am Schlossplatz in Mitte und führt über Bernau, Eberswalde, Angermünde, Prenzlau, Pasewalk, Ueckermünde und Anklam schließlich nach Usedom. Bislang gibt es noch zwei mehrere Kilometer lange Lücken auf der Gesamtstrecke.

Radsportler, die sich als ambitionierte Biker einstufen, sind gut vier Tage unterwegs. Für eine Familientour sollte man ungefähr eine Woche einplanen. Entlang der Strecke, deren kürzeste Route 240 Kilometer beträgt, gibt es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten und Lokale. "Wir wollen auch Impulse für die Hotellerie und Gastronomie in strukturschwachen Regionen geben", sagte Koch.

Schon jetzt wird der Radweg offenbar gut angenommen. Der Geschäftsführer des Guts Schmarsow, Guido Pabst, wird nach eigenen Angaben "schier überrannt" von Radtouristen, die in seiner Herberge zwischen Prenzlau und Pasewalk übernachten wollen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!