Zweimal zum Tode verurteilte Iranerin: Vorerst aus Gefängnis entlassen
Ihr Fall erregte weltweites Aufsehen: Die wegen Ehebruchs und Beihilfe zum Mord verurteilte Sakineh Mohammadi-Aschtiani erhält nun bis auf weiteres Hafturlaub.
TEHERAN dpa | Die zweimal zum Tode verurteilte Iranerin Sakineh Mohammadi-Aschtiani darf wegen guter Führung das Gefängnis vorerst verlassen. Nach fast acht Jahren hinter Gittern bekomme die wegen Ehebruchs und Beihilfe zum Mord verurteilte Frau bis auf weiteres Hafturlaub, sagte der Leiter der iranischen Menschenrechtskommission, Mohammed Dschawad Laridschani, am Dienstag. Juristenkreise in Teheran sehen darin eine vorzeitige Freilassung. Dies wurde jedoch von offizieller Seite nicht bestätigt. Der Fall Mohammadi-Aschtiani hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt.
Die iranische Justiz hatte die heute 46-Jährige 2006 wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt. Nach massiven internationalen Protesten wurde das Urteil nicht vollstreckt. Die Frau wurde dann wegen Beihilfe zum Mord an ihrem Ehemann erneut zum Tod verurteilt, diesmal durch den Strang. Schließlich verzichtete die Familie des Opfers aber auf ihr islamisches Recht der „ausgleichenden Gerechtigkeit“ – und die Frau wurde im Endeffekt zu einer Haftstrafe von zehn Jahren verurteilt.
Der Ehemann war 2005 unter mysteriösen Umständen durch einen Stromstoß im Badezimmer ums Leben gekommen. Der Verdacht fiel auf einen Cousin des Mannes, der dann auch den Mord gestand. Später stellte sich heraus, dass er eine Affäre mit der Ehefrau hatte.
Die Menschenrechtskommission machte keine Angaben dazu, ob Mohammadi-Aschtiani ins Gefängnis zurückkehren muss. Dies wird allgemein aber nicht mehr erwartet, nachdem die Kinder der Frau zahlreiche Gnadengesuche gestellt hatten und die Familie des Opfers ausbezahlt wurde. Wegen der internationalen Proteste wollte die iranische Regierung den Fall außerdem gern vom Tisch haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Regierungskrise in Österreich
Keine Koalition zwischen ÖVP und SPÖ
Nach Raketenschuss in Neukölln
Influencer am Flughafen festgenommen
Bundestagswahl 2025
Verdrossenheit ist auch keine Lösung
Washington Post cancelt Bezos-Karikatur
Demokratie ersäuft in Geld
Ende des Assad-Regimes
Bundesamt prüft Schutzstatus von geflüchteten Syrern
Spendenrekord im Wahlkampf
CDU bekommt fast zehnmal so viele Großspenden wie SPD