Zwei neue Kinofilme: Wahnwitz schlägt kaum Funken
Der eine Film bietet ein farbenfrohes Finale, der andere eine düstere Geschichte. Notizen zu „The Man Who Killed Don Quixote“ und „Cinderella the Cat“.

Bilder von kaputter Schönheit: Angelica, die „böse Mutter“ und ihre Amsel in „Cinderella the Cat“ Foto: Missing Films
Ein Regisseur beim Dreh. Toby (Adam Driver) filmt in Spanien eine Szene mit Windmühlen, Riesen und einem Ritter, der sich ihnen entgegenstellt. Doch nicht für einen Don-Quixote-Film, sondern für einen Werbespot. Pannen verzögern das Projekt.
Terry Gilliams „The Man Who Killed Don Quixote“ beginnt als Drama eines Filmemachers, der mal Ambitionen hatte. Jetzt hat er sich in brancheninternen Abgründen verheddert, pflegt eine Affäre mit der Frau seines Produzenten. Als bei den Aufnahmen wieder mal etwas schiefgeht, braust er mit dem Motorrad davon, in ein Bergdorf in der Nähe.
Dort hat er als Student einst mit den Bewohnern den „Don Quixote“-Stoff verfilmt. Und trifft nun auf seinen ehemaligen Star, einen Schuhmacher (Jonathan Pryce), der sich inzwischen für Don Quixote hält. Und in Toby seinen Sancho Pansa zu erkennen meint.
Von da an kippt der Film von einer Realitätsebene in die nächste, treibt die Wahnvorstellungen Don Quixotes als Film im Film in immer aberwitzigere Verschachtelungen hinein: Wo Cervantes’ Romanheld zu viel Ritterromane gelesen hat, scheint Gilliam sich zu lange mit der Verfilmung des Stoffs herumgeschlagen zu haben: Rund 25 Jahre bemühte er sich um das Vorhaben.
Es schlagen kaum Wahnwitz-Funken
Dem Ergebnis merkt man einiges von diesem Irrlichtern an, das Ebenenspiel scheint irgendwann eher Selbstzweck, aus dem Gilliam kaum Wahnwitz-Funken schlägt. Gescheitert ist sein Film nicht. Doch die große tragikomische Fantasie über Don Quixote, die er hätte werden können, scheint nur manchmal durch, wie im von zahllosen Kostümen verzierten, farbenfrohen Finale.
Eine andere Art der Farbenpracht bietet der italienische Animationsfilm „Cinderella the Cat – La Gatta Cenerentola“. Das Regiequartett Alessandro Rak, Ivan Cappiello, Marino Guarnieri und Dario Sansone macht aus der neapolitanischen Aschenputtelversion eine düstere Zukunftsgeschichte. Mit einem Erfinder, der ein Forschungsinstitut im Hafen von Neapel errichten wollte, in einem Kreuzfahrtschiff, belebt von einer Parallelwelt aus Hologrammen.
Der Erfinder Vittorio Basil wird jedoch vom Gangster Salvatore Lo Giusto ermordet, weil der Basils Verlobte für sich haben will. Die Tochter Basils wird fortan auf dem Schiff eingesperrt und bewusst ungebildet gehalten, wie ein weiblicher Kaspar Hauser. Bis ein Polizist erscheint, um die mysteriösen Vorgänge aufzudecken.
„Cinderella the Cat“ hält seine Handlung schlicht, lässt die Bilder erzählen. Mit scheinbar unfertigen Figuren, liebevoll verfallener Schiffsarchitektur und spukhaften Hologrammeffekten. Die erinnern als Schichten der Vergangenheit an die Geheimnisse des Schiffs. Ein wunderbares Noir-Märchen.