WAS MACHT EIGENTLICH ...der Ampelmann? : Zwei Väter haben
„Steher“ und „Geher“ heißt er und leuchtet stolz über zumeist ostdeutsche Straßen – neuerdings sogar in LED-Technik. Daneben führen die geklonten Ampelmänner ein zweites Leben als Stars einer sonst fast gänzlich verschwundenen DDR-Alltagsästhetik. Dass die beiden so erfolgreich sind, verdanken sie ein paar findigen Start-uppern, die sich in den 90er-Jahren um Popularisierung und Vermarktung kümmerten. Die in den Hackeschen Höfen beheimatete Make Design GmbH – ab Ende März: Ampelmann GmbH – hat beim Patentamt die entsprechenden Marken und Geschmacksmuster eintragen lassen. Die Urheberrechte liegen beim Vater der Strahlemänner: dem Berliner Verkehrspsychologen Karl Peglau, der die angeblich besonders für Kinder gut erkennbaren Figuren im Mauerjahr 61 schuf.
Jetzt macht ausgerechnet ein Sachse dem 78-jährigen Peglau diese Vaterschaft streitig. Der Geschäftsführer der Zwickauer Verkehrstechnik GmbH, Joachim Roßberg, behauptet, die „Wiege des Ampelmännchens“ sei das sächsische Wildenfels – dort baute die DDR einst ihre Ampeln im VEB Signaltechnik, den Roßberg später übernahm. Erstunken und erlogen, sagt Markus Heckhausen von Make Design: Peglau sei nachgewiesenermaßen der Designer, der VEB habe die Signalanlagen lediglich nach dessen Vorlage produziert. Besonders wurmt Heckhausen, dass Roßberg eine bezopfte „Ampelfrau“ als seine Erfindung ausgebe, die, fast identisch, in einem schon 1997 von Make Design veröffentlichten Bildband abgedruckt war.
Wie der Streit ausgeht, ist offen. Peglau erwägt rechtliche Schritte, die künftige Ampelmann GmbH wird ihm dabei sicherlich Schützenhilfe leisten. Dabei lässt zumindest der regionale Aspekt Vermarkter Heckhausen völlig kalt: Er stammt aus Tübingen. CLP FOTO: ARCHIV