Kommentar: Zwangsläufig
■ Workohlic oder Arbeitslos
In Zukunft wird es eine klare Tennung auf dem Arbeitsmarkt geben: Hochqualifizierte ManagerInnen und händeringend gesuchte FacharbeiterInnen werden sich für einen weiteren Sprung auf der Karriereleiter vertrauensvoll an private Vermittler wenden. Unqualifizierte oder Langzeitarbeitslose werden wie eh und je im Arbeitsamt Schlange stehen. Die Bundesanstalt wird ihnen Umschulungen finanzieren, damit sie zu einer begehrten Berufsgruppe gehören und dann von den Privaten vermittelt werden können.
Bisher, so sagen die Privaten, habe es in Deutschland gar keinen richtigen Arbeits-Markt gegeben. Alles zu unflexibel und bürokratisch. In der Tat: Entstanden sind zwei Märkte. Hier ein paar offene Stellen, und Hunderte BewerberInnen, da ein kleines Angebot von SpezialistInnen und viel Bedarf. Von „einem Arbeitsmarkt“ zu sprechen, ist eine Illusion. Man kann diese Trennung bedauern, ändern wird man sie kaum. Die Arbeitsmärkte haben sich an der Politik vorbei herausgebildet: Sie sind ein Zeichen dafür, wie schlecht unsere Gesellschaft Arbeit verteilen kann: Einerseits arbeiten die wenigen Häuptlinge sich zu Tode, andererseits drehen die vielen Indianer Däumchen. Die Trennung in workoholic-Agenturen und eine Bundesanstalt für Arbeitslosigkeit ist zwangsläufig in einem Land, das keine Idee hat, wie immer mehr Menschen mit immer weniger Arbeit auskommen sollen. Bernhard Pötter
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